Schlagstöcke gegen Studenten

Bangladesch: Protest junger Leute für sichere Straßen

  • Thomas Berger
  • Lesedauer: 3 Min.

»We want justice« (Wir wollen Gerechtigkeit) steht auf den Schildern, und genauso lauten auch die Sprechchöre der bengalischen Studenten. Seit einer Woche fordern sie nach dem Tod von zwei Kommilitonen mehr Sicherheit auf den Straßen. Trotz gewaltsamer Überfälle durch Schlägertrupps und des Einsatzes von Tränengast sowie Schlagstöcken durch die Polizei wollen sich die Studenten nicht von ihren Protesten abbringen lassen. Allein am Samstag soll es mindestens 115 Verletzte gegeben haben, als es zu Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften kam. Auch am Sonntag ließ die Polizei gewaltsam Straßen und Kreuzungen freizuräumen.

Am 29. Juli war ein Bus in eine Gruppe von College-Studenten gerast, die auf einen Bus warteten. Zwei Tote und rund ein Dutzend Verletzte waren die Folge. Angesichts von ohnehin 4000 Verkehrstoten jährlich brachte der Vorfall gerade für die jungen Leute das Fass zum Überlaufen. Denn das Gros der Unfälle wäre durchaus vermeidbar. Viele ereignen sich, weil Fahrzeuge nicht ordentlich zugelassen sind, Fahrer über keinen Führerschein verfügen. Gerade so manche Busfahrer sind eigentlich zu jung, um ein Fahrzeug steuern zu dürfen. Doch den privaten Busgesellschaften geht es um Profit. Da wird, gespart, wo es nur geht. Wirklich verkehrstüchtig ist so manches Gefährt, das ein solcher »Geisterfahrer« lenkt, auch nicht. Zudem werden Verkehrsregeln konsequent übertreten.

Seit Sonnabend sind fast alle Fernstreckenbusse rund um die Hauptstadt auf unbestimmte Zeit außer Betrieb genommen worden. Die Firmen führen als Grund Sicherheitsbedenken ins Feld. Auch viele Kurzstrecken werden nicht bedient, lediglich ein paar Busse des staatlichen Betreibers BRTC und eine Handvoll privater war noch unterwegs.

Unklar ist, wer genau hinter den Schlägertrupps steckt, die an verschiedenen Stellen protestierende Studenten angegriffen haben. Im Fall einer Attacke in der Green Road im Herzen Dhakas hätten die Angreifer Slogans gerufen, die sie als Anhänger der regierenden Awami Liga (AL) von Premierministerin Sheikh Hasina Wajed auswiesen, wurden Augenzeugen in den Medien zitiert. Hasina selbst rief die Eltern auf, ihre Kinder zur Ordnung zu rufen: »Ich appelliere an alle, dass es nun genug ist. Holt die Kinder nach Hause zurück und lasst sie sich auf ihre Studien konzentrieren«, sagte sie am Rande einer Feier zu Fortschritten im Programm für die Verlegung von Glasfaserkabeln. Zugleich sprach sie von Kräften »im Hintergrund«, die die Proteste für ihre Zwecke zu instrumentalisieren versuchten. Die wichtigste Oppositionspartei, die rechtskonservative BNP, wies allerdings jegliche Vorwürfe zurück, an den Studierendenprotesten eine Aktie zu haben.

Flapsige Bemerkungen einzelner Minister bezüglich des Auslöser-Unglücks und direkte Drohungen gerade des Innenministers geben den Protesten inzwischen zum Teil eine regierungskritische Stoßrichtung. Mit einer auf eine Woche beschränkten Sicherheitskampagne versucht die Regierung, den Protestierenden den Wind aus den Segeln zu nehmen. Allein zum Start der Kontrollen am Samstag wurden 6500 Regelverstöße registriert, davon 3600 in Dhaka.

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