Leberschäden durch Noni-Saft?

Vergiftungsfälle bringen Wellness-Getränk in Misskredit

Noni-Saft wird seit Jahren als wahres Wundermittel angepriesen. Laut Werbung eignet er sich zur Vorbeugung und Behandlung von Krebs, Aids, Diabetes, Magengeschwüren, Bluthochdruck, Infektionen, Rheuma und Depressionen. In letzter Zeit steht das gesunde Image des Wellness-Drinks jedoch wegen möglichen Nebenwirkungen mehr denn je in Frage.

Noni-Saft ist ein Lebensmittel, das aus den Früchten der tropischen Pflanze Morinda citrifolia gewonnen wird. Schon vor der Genehmigung des Produktes im Jahre 2003 wies der Wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der EU-Kommission (SCF) darauf hin, dass es keine wissenschaftlichen Belege für seine besonderen gesundheitsfördernden Wirkungen gibt. Gleichzeitig beurteilte das Gremium den Saft als unbedenklich. Inzwischen liegen mehrere Berichte vor, wonach Noni-Saft Leberschäden verursachen kann. So meldete das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) letztes Jahr zwei aktuelle Fälle aus Deutschland. Zuvor waren bereits drei Fälle aus Österreich bekannt geworden. In einem litt ein 45-jähriger Mann an akuter Leberentzündung, nachdem er über mehrere Wochen täglich ein Glas Noni-Saft getrunken hatte. Als Medikamente, Alkohol, Infektionen und Autoimmunerkrankungen ausgeschlossen waren, geriet der Wellness-Drink in Verdacht. Tatsächlich sanken die Leberwerte des Patienten bereits zwei Tage nach Absetzen des Saftes und erreichten einen Monat später wieder ihren Ausgangswert. In einem anderen Fall entwickelte eine 62 Jahre alte Frau eine Hepatitis, als sie über vier Monate insgesamt zwei Liter Noni-Saft konsumierte. Auch hier kamen weder Krankheiten noch Medikamente als Ursache in Frage. Die Patientin erholte sich ebenfalls nach dem Absetzen des Saftes. Aufgrund der gehäuften Vergiftungsfälle hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) das Gesundheitsrisiko durch Noni-Saft erneut bewertet. Sie kam zu einem wenig überzeugenden Ergebnis: »Unter Berücksichtigung der verfügbaren Informationen ist es unwahrscheinlich, dass der Verzehr von Noni-Saft in den festgestellten Verzehrsmengen unerwünschte Nebenwirkungen auf die menschliche Leber auslösen könnte.« Dieses Fazit erstaunt vor allem deshalb, weil schon lange bekannt ist, dass Noni-Saft sogenannte Anthrachinone enthält. Die toxischen Stoffe kommen auch in Kräutermedikamenten vor und haben sich dort bereits als leberschädigend entpuppt. Vor diesem Hintergrund und angesichts der bekannt gewordenen Fälle sollten zumindest Patienten mit vorgeschädigter Leber sicherheitshalber auf den Saft verzichten. Vorsicht ist auch bei im Internet angebotenen Noni-Produkten wie Extrakte, Blätter oder Tees geboten. Das BfR betont, dass diese bislang weder auf Gesun...

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