Und es ward Chaos

Der Regisseur Nicolas Stemann durchwirbelt Diskurse und bricht Tabus.

Seine Inszenierungen versprechen schrille Bildgestöber. Bisweilen laufen mehrere Szenen gleichzeitig auf der Bühne ab: einmal beschwert sich ein Kleinbürger über die Flüchtlinge, wenig später steht ein Gotteskrieger auf der Matte. Derweil schlendert noch eine Friedenstaube über das Parkett, die bei all den erhitzen Gemütern den Abend nicht überstehen wird - so zu sehen in der Inszenierung von Elfriede Jelineks geifernd-sarkastischer Gesellschaftsabrechnung »Wut« (Münchner Kammerspiele, 2016). Nicolas Stemann gehört zu jenen Regisseuren, die alle Register ziehen. Das Theater dient ihm als vitaler Schauplatz, wo Diskurse und Meinungen aufeinanderknallen - punkig und expressiv.

Als Hausregisseur am Hamburger Thalia-Theater und den Münchner Kammerspielen hat er sich so einen Namen gemacht. Vor allem durch seine assoziationsreichen Zugriffe auf die suadischen Textberge der Nobelpreisträgerin verschafft er dem Publikum regelmäßig Sterns...


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