Mikroplastik »erobert« die Osterinsel

Plastikmüll dringt inzwischen auch in die entlegensten Meeresregionen

  • Lesedauer: 2 Min.

Kiel. Die Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll betrifft einer deutsch-chilenischen Studie zufolge inzwischen selbst die entlegensten Regionen der Erde. »Besonders hohe Mikroplastikkonzentrationen haben wir rund um die Osterinsel und bis 2000 Kilometer entfernt vor der chilenischen Küste gefunden«, so Hauptautor Martin Thiel von der Universidad Católica del Norte in Coquimbo in Chile. Die Osterinsel liegt im Südpazifik, Tausende Kilometer von Südamerika und Australien entfernt.

In der Fachzeitschrift »Frontiers in Marine Science« dokumentieren die Wissenschaftler, darunter Forscher des Geomar-Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, das Ausmaß der Verschmutzung und den Einfluss auf das marine Ökosystem. Bei 97 verschiedenen Arten habe man Kontakt mit Plastikmüll nachgewiesen - die Tiere waren entweder im Abfall verheddert oder hatten Plastik mit der Nahrung aufgenommen. Dies betraf unter anderem 20 Fischarten, 53 Seevögelspezies, 19 Meeressäuger und fünf Arten von Meeresschildkröten.

»In den Mägen finden sich alle möglichen Plastikfragmente, teils in erschreckend hoher Konzentration«, berichtet Ko-Autor Nicolas Ory vom Geomar. Die Plastikteile beeinträchtigten oder schwächten die Lebewesen und könnten langfristig die Sterblichkeitsquote erhöhen. Maßnahmen zur Reduzierung des Mülls seien dringend geboten, mahnt das Team.

Die Forscher nahmen und analysierten Wasserproben auf mehreren Expeditionen im Südpazifik zwischen der Osterinsel und dem südamerikanischen Festland. Außerdem werteten sie Berichte über marine Organismen aus, die sich in größeren Plastikteilen wie alten Fischernetzen verfangen hatten. »Das kommt häufiger in den küstennahen, stark befischten Regionen des Humboldtstroms vor, während wir im offenen Ozean eher sehen, dass Organismen kleinere Plastikteile verschlucken«, betont Thiel. Die Studie zeige deutlich, dass sich die Partikel im Bereich der subtropischen Wirbel konzentrieren, so der deutsche Meeresbiologe, der in Chile lebt und sich gegen die Verschmutzung der Ozeane engagiert.

»Dies sind keine guten Nachrichten«, resümierte Thiel. »Das Müllproblem im Ozean ist global.« Die Studie bestätige auch Mikroplastikmessungen während der kürzlich zu Ende gegangenen weltweiten Segelregatta Volvo Ocean Race, die Mitarbeiter des Geomar initiiert hatten.

So war sogar am Point Nemo im Südpazifik - jene Stelle, die weltweit am weitesten vom nächsten Land entfernt ist - Mikroplastik im Meerwasser. Das Geomar und das Kieler Exzellenzcluster »Ozean der Zukunft« hatten zwei Jachten für die Regatta mit Sensoren ausgestattet. Die Mikroplastikkonzentrationen seien regional sehr unterschiedlich, sagt Sören Gutekunst vom Exzellenzcluster »Ozean der Zukunft«, der das Geomar-Projekt technisch betreut hatte. Die höchsten Konzentrationen fanden sich demnach entlang der Regattastrecke im Mittelmeer und im westlichen Pazifik. dpa/nd

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