Verloren im Nichts
Ein Jahr nach der Vertreibung der Rohingya aus Myanmar fehlen Lösungen
Berlin. Bis heute stockt die Aufarbeitung der Vertreibung der 700 000 Rohingya aus Myanmar. Ende dieser Woche jähren sich die brutalen Angriffe auf die muslimische Minderheit im mehrheitlich buddhistischen Land, die zu der massenhaften Flucht nach Bangladesch führten und die internationale Aufmerksamkeit kurzzeitig auf die südostasiatischen Länder richteten. In den kommenden Wochen stehen Veröffentlichungen einer Reihe von Untersuchungsberichten an. Dabei fürchten sich die Regierung und das Militär besonders vor der Entscheidung des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag, rechtliche Untersuchungen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit einzuleiten. Um diese zu verhindern, setzten sie Ende Juli selbst eine Untersuchungskommission ein. Diese wird allerdings harsch kritisiert.
Den betroffenen Rohingya hilft das erst einmal nicht. Zwar gab es Anfang Juni Gespräche zwischen den Vereinten Nationen und Myanmar, bei denen eine vage Erklärung entstand, wonach Myanmar unter bestimmten Bedingungen bereit sei, Flüchtlinge zurücknehmen. Nur wollen die nicht zurück, auch wenn das bedeutet, unter schrecklichen Bedingungen in den Flüchtlingslagern in Bangladesch ausharren zu müssen. Philipp Hedemann besuchte das Lager in Kutupalong, das völlig überfüllt den Boden für Gewalt bereitet und - vom Monsun getroffen - die Bewohner unter Schlammlawinen zu begraben droht. Dort sprach er auch mit der 60-jährigen Sahara Khatun, die auf der Flucht einen Sohn verlor. Für sie ist eine Rückkehr nach Myanmar ausgeschlossen. »Ich bin eine alte Frau. Ich habe mein ganzes Leben lang unter der Gewalt in Myanmar gelitten. Ich glaube ihnen kein Wort. Sie lügen. Sie wollen uns ausrotten. Ich sterbe lieber in diesem Lager, als zurückzugehen.« ais Seiten 2 und 3
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