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Integration mit Hindernissen
Betrieben fehlen Tausende Azubis, gleichzeitig suchen viele Geflüchtete Jobs. Beides passt oft nicht zusammen
Omar* stammt aus dem kriegszerstörten Syrien. Als vor zehn Monaten die Assad-Truppen versuchten, ihn zwangsweise für den Dienst an der Waffe zu rekrutieren, beschloss der heute 18-Jährige, sich aus seiner zerbombten Heimatstadt Aleppo nach Deutschland durchzuschlagen - mit Erfolg. Nach ein paar Wochen der Unsicherheit über die bürokratischen Anforderungen vermittelte die Bundesagentur für Arbeit (BA) ihn in einen zweijährigen Berufsvorbereitungskurs mit Schwerpunkt Deutsch. Nach neun Monaten brach er den Kurs ab. Er könne sich gut verständigen, sagt Omar und wolle sich gleich eine Lehrstelle suchen. Die hat er nun auch gefunden - in einem Baubetrieb.
Omar gehört zu den 1,8 Millionen Menschen, die in Deutschland seit 2013 Zuflucht vor Krieg, Folter und Verfolgung gesucht haben. Im Jahr 2016 stellten 745 000 Menschen Asylanträge, im ersten Halbjahr 2018 gingen noch 93 300 Anträge ein.
Der Wunsch vieler Flüchtlinge nach geregelter Arbeit trifft auf eine Notlage von Teilen der Wirtschaft - den vielbeschworenen Fachkräftemangel. Kürzlich machte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, darauf aufmerksam, dass zuletzt 17 000 Betriebe vergeblich nach ausbildungsinteressierten Jugendlichen Ausschau gehalten hätten. Wirtschaft, Gewerkschaften, BA, Städte und Kommunen arbeiten vor Ort zwar inzwischen gut zusammen, doch Früchte trägt die konzertierte lokale Aktion bisher allenfalls bei den Azubis.
2016 startete der DIHK ein bundesweites Hilfs- und Beratungsprogramm für Geflüchtete und auch für die interessierten Betriebe. Das Programm trägt den Titel »Ankommen in Deutschland«, es zielt auf den erfolgreichen Beginn und Abschluss einer Berufsausbildung ab.
Zum Start des Berufsbildungsjahres am 1. Oktober dürften rund 700 000 Jugendliche einen Ausbildungsplatz erhalten haben - darunter sind 20 000 Flüchtlinge. Mindestens eine ebenso große Zahl ist mit dem Sprachunterricht bald fertig und könnte sich ebenfalls um Arbeits- oder Lehrstellen bewerben - etwa anhand der Liste mit den erwähnten 17 000 Betrieben, die noch gut ausgebildetes Personal suchen.
Für die Arbeitsmarktintegration der Flüchtlinge braucht es nach den Erfahrungen der Vergangenheit allerdings in erster Linie Zeit. Erfolg und Geschwindigkeit hängen im Wesentlichen von der Sprachförderung, den Investitionen in Bildung und Ausbildung, der Arbeitsvermittlung sowie der Aufnahmebereitschaft der Wirtschaft ab. Die ebbt allerdings laut Flüchtlingshelfern inzwischen deutlich ab. Das hat auch mit den oft unklaren Regelungen zu tun.
Omar, der Syrer mit der Lehrstelle am Bau, kennt die Rechtslage, wonach er während der Ausbildung sowie zwei Jahre danach nicht abgeschoben werden darf. Denn für Menschen, die in Deutschland nur geduldet sind, gilt die sogenannte 3+2-Regelung. Das soll den Firmen Planungssicherheit und den Geflüchteten eine sinnvolle Aufgabe geben, während sie auf ihren Bescheid warten.
Voraussetzung für die Ausbildungsduldung ist eine Beschäftigungserlaubnis. Um die zu erhalten, muss entweder eine Aufenthaltserlaubnis, ein Visum, eine Fiktionsbescheinigung, eine Duldung, eine Aufenthaltsgestattung, eine Grenzübertrittsbescheinigung oder »die Bescheinigung über die Aussetzung der Vollziehbarkeit der Ausreise« vorliegen, heißt es auf der Seite der Berliner Senatsverwaltung. Dieses Wirrwarr an Dokumenten und die unterschiedliche Handhabung selbst angrenzender Landkreise verunsichert die Firmen und lässt sie oft auf die Beschäftigung von Flüchtlingen verzichten.
Immer wieder wurden Flüchtlinge auch während einer Ausbildung abgeschoben oder kurz bevor sie einen Arbeitsvertrag erhalten konnten - zu trauriger Bekanntheit gelangten etwa einige der 69 Afghanen, die Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) an seinem 69. Geburtstag abschieben ließ und über die er öffentlich Witze machte.
Omar hofft, seine Ausbildung ohne Probleme abschließen zu können - und danach rasch nach Syrien zurückzukehren, »um beim Wiederaufbau seines Landes mit anzupacken«.
*Name wurde geändert
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