Pragmatiker
Personalie
Es wurde viel spekuliert, aber Jörg Steinbach hatte niemand auf der Rechnung. Der Präsident der Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) soll Brandenburgs neuer Wirtschaftsminister werden. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) präsentierte den 51-Jährigen am Donnerstagabend als Nachfolger von Albrecht Gerber (SPD), der sich aus persönlichen Gründen zurückzieht.
Steinbach stammt aus Berlin. An der Technischen Universität (TU) in Westberlin studierte er Chemie. Mehrere Jahre arbeitete Steinbach für den Pharmakonzern Schering AG, der 2006 durch den Chemieriesen Bayer geschluckt wurde. Da war Steinbach allerdings schon zurück an der TU, wo er sich zum Präsidenten hocharbeitete. 2014 wurde er Gründungspräsident der BTU. Sie entstand durch die umstrittene Zwangsfusion der Technischen Universität Cottbus mit der Senftenberger Fachhochschule Lausitz. Die Zusammenlegung gegen anfängliche Widerstände organisiert zu haben nennt Ministerpräsident Woidke eine »Meisterleistung« Steinbachs. In Cottbus, wo der asylfeindliche Verein »Zukunft Heimat« Demonstrationen mit bis zu 4000 Teilnehmern veranstaltet, setzte sich Steinbach für Weltoffenheit ein. Humanist und pragmatisch denkend wisse der künftige Wirtschaftsminister, dass Engstirnigkeit und Hass dem Standort schaden, sagt Woidke. Steinbach selbst gibt zu, dass ihm der Wechsel in die Politik nicht ganz leicht fällt. Er freut sich aber auf die »spannende Aufgabe«.
Dass Steinbach Quereinsteiger in die Politik sei, »ist Chance und Risiko zugleich«, findet Grünen-Fraktionschef Axel Vogel. Es bleibe abzuwarten, ob Steinbach bis zur Landtagswahl 2019 noch Akzente setzen könne. Zunächst deute sich kein grundlegender Wandel in der Energiepolitik der SPD an. Die Grüne Liga fordert, dass Steinbach den Aufsichtsrat des Braunkohlekonzerns Leag verlässt und dass künftige BTU-Präsidenten ein Mandat in dem Gremium nicht mehr annehmen. Denn die Lausitz benötige für einen erfolgreichen Strukturwandel eine unabhängige Wissenschaft.
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