Manga-Heldin im Abseits

Personalie

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Vorzeigefrau der Krim-Übernahme durch Russland ist in ihrer Duma-Fraktion »Einiges Russland« ins Abseits und auf die schiefe Bahn des Parteiausschlusses geraten. Nachdem Natalja Poklonskaja als einzige Abgeordnete der »Machtpartei« im Juli gegen die Erhöhung des Renteneintrittsalters für Frauen und Männer stimmte, werden ihr eine Verletzung der Fraktionsdisziplin und ein Affront gegen Präsident Wladimir Putin vorgeworfen.

Zudem wolle die Justizrätin 3. Klasse, was dem Rang eines Generalmajors entspricht, laut einem Bericht der »Obschaja Gaseta« vom Wochenende »in nächster Zeit« belastendes Material gegen drei eigene Parteikollegen über Verstöße gegen die Antikorruptionsgesetze an die Staatsanwaltschaft und den Inlandsgeheimdienst FSB übergeben.

»Hinter ihrem Rücken«, so klagt die 38-Jährige, hätten sie ihre Kollegen als stellvertretende Vorsitzende des Duma-Komitees für Sicherheit und gegen Korruption abberufen. Die von ihr geleitete Kommission zur Kontrolle der Einkommen von Abgeordneten wurde mit der Ehik-Kommission unter neuem Vorsitz zusammengelegt.

In der Duma war sie 2016 als Abgeordnete noch höchst willkommen. Die ukrainische Juristin war - wie die ganze Krim - auf die russische Seite gewechselt. Sie nannte den Machtwechsel in Kiew einen »verbrecherischen Putsch« und wurde am 11. März 2014 zur Generalstaatsanwältin der Schwarzmeer-Halbinsel ernannt. Sie leistete den Eid auf die russische Verfassung und wurde von der EU und einem halben Dutzend Staaten mit Sanktionen belegt.

Der Ruhm der aus Kharkiv gebürtigen Ukrainerin drang bis nach Japan. Als Manga-Heldin wurde sie in Comics und Computerspielen als unerschrockene und attraktive Streiterin für das Recht gefeiert. In Russland fiel die nunmehr in zweiter Ehe verheiratete Mutter einer Tochter als stramme Monarchistin im Kampf gegen den Film »Matilda« über eine Affäre des letzten Zaren Nikolaus II. auf.

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