AfD mit der SPD gleichauf

Meinungsumfrage bescheinigt der Rechtsaußenpartei 23 Prozent

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

»Die aktuelle Umfrage macht uns zur stärksten politischen Kraft zwischen Perleberg und Cottbus«, frohlockt AfD-Landtagsfraktionschef Andreas Kalbitz. Das ist nicht ganz präzise. Immerhin muss sich die AfD diese Spitzenposition mit der SPD teilen. Auf jeweils 23 Prozent kommen beide Parteien. So hat es das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap im Auftrag des Senders rbb ermittelt - durch die Befragung von 1000 wahlberechtigten Brandenburgern im Zeitraum 12. bis 17. September.

Wenn bereits jetzt Landtagswahl wäre und nicht erst am 1. September 2019, so würde die CDU 21 Prozent der Stimmen bekommen, die LINKE 17 Prozent, Grüne 7 Prozent und FDP 5 Prozent.

Die FDP darf sich also derzeit berechtigte Hoffnungen machen, nach fünf Jahren Abwesenheit wieder in den Landtag zurückzukehren. Dies eröffnet eine Reihe von Koalitionsmöglichkeiten. SPD und CDU allein haben keine Mehrheit, könnten aber eine Regierung bilden, wenn sie sich die LINKE, die Grünen oder die FDP als dritten Partner dazuholen. Rot-Rot-Grün wäre nicht möglich, da diese Konstellation bei der komplizierten Berechnung der Mandate nur über 43 Sitze im Landtag verfügen würde. Erst 45 Sitze bedeuten eine Mehrheit. Davon ist die seit 2009 regierende rot-rote Koalition weit entfernt.

Dies hebt CDU-Generalsekretär Steeven Bretz extra hervor: »Die Landesregierung von SPD und LINKE hat seit nunmehr zwei Jahren in keiner Umfrage eine Mehrheit erhalten. Die Brandenburger wollen diese Regierung nicht mehr.« Bretz glaubt aber auch zu wissen, dass sich das »Drüber und Drunter« bei der Bundesregierung zunehmend auf die brandenburgische CDU auswirke. »Der Zwischenstand dieser Umfrage kann uns nicht zufriedenstellen, und wir werden noch viel dafür machen müssen, dass das Wahlergebnis besser wird«, gibt Bretz zu.

Die Werte der Sozialisten seien »stabil und angesichts der politischen Großwetterlage in Berlin und der Diskussionen, die wir hier im Land haben, keine Selbstverständlichkeit«, kommentiert die LINKE-Landesvorsitzende Anja Mayer den Trend. Der Doppelhaushalt 2019/20, der am Mittwoch in erster Lesung im Landtag behandelt wurde, setze die richtigen Schwerpunkte zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts in Brandenburg. »Wir investieren in die soziale Sicherheit, in die Infrastruktur, in Gesundheit und Pflege und vieles mehr. Dies sind alles Punkte, die für linke Politik stehen.« Mayer fügt hinzu: »Wir müssen die sozialen Ungerechtigkeiten angehen und nicht Minderheiten gegeneinander ausspielen.«

SPD-Generalsekretär Erik Stohn entdeckt in den Befragungsergebnissen auch eine gute Nachricht: »Die SPD verschlechtert sich nicht.« Die schlechte Nachricht: »Wir verbessern uns noch nicht.« Stohn bekräftigt: »Es bleibt das Ziel der SPD, mit deutlichem Abstand stärkste Kraft zu werden.« Nun gelte es zu kämpfen. Es sei wichtig, »dass demokratische Parteien die Geschicke des Landes lenken«. Stohn findet: »Das sind wir unseren Vorfahren schuldig.«

Grünen-Landeschef Clemens Rostock nennt die 23 Prozent für die AfD »erschreckend«. Diese Partei vertrete in Teilen immer offener rechtsextreme Ansichten und arbeite mit Nazistrukturen zusammen. Rostock verlangt, dass die anderen Parteien klare Kante zeigen und dass insbesondere CDU-Landeschef Ingo Senftleben jeglicher Zusammenarbeit mit der AfD eine eindeutige Absage erteilt. Aus den stabilen Umfragewerten für die eigene Partei leitet Rostock ab, dass die Grünen aus der Landespolitik »nicht mehr wegzudenken sind«.

Die brandenburgische AfD hatte in Umfragen bereits Werte von 21 und 22 Prozent erzielt. Mit 23 Prozent erzielte sie jetzt ein neues Spitzenergebnis. Bei der Landtagswahl 2014 hatte die AfD 12,2 Prozent bekommen. Die SPD gewann die damalige Wahl deutlich mit 31,9 Prozent vor der CDU (23 Prozent). Das reichte für die Fortsetzung von Rot-Rot, obwohl die LINKE von 27,2 auf 18,6 Prozent abgestürzt war. Die Grünen hatten sich mit 6,2 Prozent im Landtag gehalten, die FDP war mit 1,5 Prozent herausgeflogen. Kommentar Seite 9

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