Nofretete in Gefahr

TV vorab: Charmanter Dieb

  • F.-B. Habel
  • Lesedauer: 2 Min.
So märchenhaft einfach, wie es Autor Uwe Wilhelm in der neuesten Degeto-Produktion »Einmal Dieb, immer Dieb« glauben macht, ist im Leben nichts. Hier lieben sich alle. Der charmante Profi-Dieb Berlinger, ein noch jungenhafter älterer Herr (seit 48 Jahren dabei: Sascha Hehn) liebt seine Arbeit, viel Geld, um damit Gutes zu tun, und schöne Kunst - sowie seine Mutter. Für die reizende Schwester Helga Göring fiel dem Autor weiter nichts ein, als sie ein bisschen nett herumzunörgeln zu lassen. Doch zum Glück liebt Berlinger auch Kinder und erkennt die versteckten Reize der Kindergärtnerin Julia. Christina Plate legt sie sehr pädagogisch an, weshalb ihr Regisseur Michael Kreindl Zöpfe und eine große Brille wie Frau Puppendoktor Pille verpasste. Berlinger plant, zur Aufbesserung seines Etats Berlins berühmte Nofretete zu stehlen, bevor sie auf Reisen geschickt wird. Dazu gräbt der Tausendsassa zu nervender Musik ganz allein einen langen Tunnel vom Kindergarten zum Museum. (Oceans Spießgesellen waren dafür ein rundes Dutzend, die Olsenbande immerhin noch zu dritt.) Mit Hendrik Arnst hat er es natürlich mit einem besonders dussligen Wachschützer zu tun, während die Museumsdirektorin (erstaunlich cool Barbara Schnitzler) ein Auge auf ihn geworfen hat. Es gibt noch einen richtigen, schwulen Bösewicht (Robert Lohr), exaltiert und mit angeschafftem französischen Akzent, er ist also leicht zu überlisten. Das ganze wird in der Kindergartengruppe noch mit einer gehörigen Portion Kindermund gemixt, aber weil sich Kinder und Mikrofone nicht immer gut vertragen, bleiben uns weite Dialoge erspart. Nicht erspart bleibt uns, dass dem ganzen noch ein kommunalpolitisches Mäntelchen umgehängt wird. Wer heute abend so gar nichts mit sich anzufangen weiß, kann selber sehen. Einmal Dieb, immer Dieb, ARD, heute 20.15 Uhr

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