Ostdeutschland

  • Lesedauer: 1 Min.

Wenn nicht alles so tragisch wäre, müsste man eigentlich anfangen, laut zu lachen. Der Pegida-Demonstrant mit modischem Deutschlandhut entpuppt sich als LKA-Mitarbeiter, der sächsische Ministerpräsident will keine Hetzjagden in Chemnitz gesehen haben, und nun schickt sich auch noch die AfD an, stärkste Kraft in den neuen Bundesländern zu werden. All das ist eigentlich unfassbar - Sachen, die man sich nicht ausdenkt. Ist das Gebiet, auf dem vor gar nicht allzu langer Zeit der einzige sozialistische Staat auf deutschem Boden existierte, ein »failed state«? Muss man den Osten aufgeben? Alles Wutbürger, Nazis und gekränkte Querulanten? Die ununterbrochen hässlichen Bilder, die uns in den letzten Wochen aus Chemnitz, Köthen und Co. erreichten, deuten sehr darauf hin. Doch ist dieses Ost-Bashing deutlich zu kurz gegriffen. Zwar habe sich das Gefühl, »Opfer zu sein, über die Jahre offenbar zu einem Bestandteil ostdeutscher Identität verfestigt«, wie der »Spiegel« schreibt, doch liegt dieses Ressentiment nicht im Charakter der Ostdeutschen, sondern in den gesamtgesellschaftlichen Verhältnissen. Rassist ist man nicht qua Geburt, sondern wird es - das gilt für die neuen wie für die alten Bundesländer. Das Problem an Ostdeutschland ist somit nicht in erster Linie das »Ost«, sondern wie so oft das »Deutschland«. chw

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Mehr aus: Das APO-Lexikon
- Anzeige -
- Anzeige -