Fragwürdiges Holz für »Gorch Fock«

Verdacht: Das Segelschulschiff wird mit illegal importiertem Teak restauriert

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Noch hat die Bundeswehr mit dem von ihr verursachten Flächenbrand im Emsland zu kämpfen, da droht ihr bereits neues Ungemach, neue Kritik. Speziell die Beschaffungsstelle des deutschen Militärs könnte unter Beschuss geraten, sollte sich herausstellen, dass sie verantwortlich ist für den Kauf gesetzwidrig eingeführten Teak-Holzes für Reparaturen an der »Gorch Fock«, dem Renommierschiff der Marine. Seit 2015 wird das Schiff auf einer Werft im niedersächsischen Elsfleth nahe Bremerhaven gründlich restauriert. Rund 50 Millionen Euro waren dafür veranschlagt, inzwischen ist die Kostenkalkulation auf 135 Millionen Euro empor geschnellt.

In diesem Betrag ist der Kauf mehrerer Tonnen Teak-Holz in Myanmar enthalten. Aus jenem Staat, der unter anderem von China und Thailand begrenzt wird und bis 1989 Burma hieß, hätte nur Holz von nachhaltig in zertifizierten Plantagen wachsenden Bäumen in die Europäische Union eingeführt werden dürfen. Das besagt eine Europäische Handelsverordnung. Wie Recherchen eines ARD-Teams für die Fernsehsendung »Report« ergaben, soll jedoch Holz von wild wachsenden Bäumen für die Gorch Fock nach Deutschland importiert worden sein. Das aber ist sowohl durch das Reglement der EU als auch durch die Beschaffungsrichtlinien der Bundesregierung verboten.

Dagegen habe man nicht verstoßen, der Holzimport sei legal gewesen, hatte das Verteidigungsministerium anfangs auf Anfragen der Fernsehleute erklärt. Die aber bohrten nach, gaben unter anderem zu bedenken, dass Plantagen-Teak nach Aussagen von Experten viel zu weich sei für Schiffsbau und -reparaturen. Rückenwind bekamen die Rechercheure dann auch noch von der Bundesanstalt für Landwirtschaft, die für Importkontrollen zuständig ist. Sie beschied: »Nach eingehender Prüfung« sei sie zu dem Ergebnis gekommen, dass es nach derzeitigem Erkenntnisstand offenbar nicht möglich sei, Holz aus Myanmar nach den Vorschriften der EU in deren Gebiet einzuführen.

Schließlich ruderte das Verteidigungsministerium zurück und schrieb, »erst im Nachgang« sei es ihm bekannt geworden, »dass ein Holz-import von Myanmar-Teak vor dem Hintergrund der EU-Handelsverordnung zurzeit rechtskonform kaum möglich ist«. Angesichts dieser Erkenntnis, so fordert der Holzexperte des World Wide Fund For Nature (WWF), Johannes Zahnen, dürfe das importierte Holz nicht zum Restaurieren des Segelschulschiffs verwendet werden. »Damit aus dem bekannten deutschen Wahrzeichen kein Schiff der Schande wird«, sagt Zahnen, der das ARD-Team bei den Recherchen unterstützte.

»In Myanmar werden die letzten Tropenwälder von einem kriminellen Regime geplündert, und deutsche Behörden drücken beide Augen zu«, rügt der WWF-Aktivist. Seit Jahren werde in dem asiatischen Land unter Beteiligung des Militärs Raubbau an den Wäldern betrieben und systematisch illegal Tropenholz eingeschlagen. Myanmar habe weltweit eine der höchsten Entwaldungsraten, mahnt Zahnen, und: Die Regenwälder dort beherbergen eine Vielzahl von Tieren. Heimisch sind in ihnen auch seltene, bedrohte Arten wie Tiger und Nebelparder, Nashorn, Tapir und das Siamesische Krokodil.

Folgt das Verteidigungsministerium nun dem Rat des WWF? Nein. Wenn das Holz schon mal vor Ort ist, dann soll es auch für die Restaurierung der Gorch Fock verwendet werden, heißt es laut »Report« von den Militärs. Eine Entscheidung, die wohl kaum das Bundeswehr-Image verbessern dürfte, das schon unter dem Moorbrand arg gelitten hat.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.