Linksliberal
Personalie
Wenn ein ehemaliger FDP-Landtagsfraktionschef, der als junger Mann auch mal CDU-Mitglied war, zur Linkspartei übertritt und dann zum Staatssekretär gemacht wird, dann liegt der Verdacht nahe, hier wechsele einer der Karriere wegen die Parteien wie seine Hemden. Bei Andreas Büttner, der am Montag zum neuen brandenburgischen Sozialstaatssekretär ernannt wurde, geht dieser Vorwurf allerdings ins Leere.
Als er an einem Donnerstagabend im Oktober 2015 die FDP verließ und am folgenden Freitagmorgen in die LINKE eintrat, da war seine neue Partei überhaupt nicht in der Lage, ihm eine lukrative Position zu versprechen. Bei der Landtagswahl 2014 war die LINKE von 27,2 Prozent auf 18,6 Prozent abgestürzt und befindet sich seither in den Meinungsumfragen noch unterhalb dieses Wertes. Der Bürgermeisterposten in Büttners Wahlheimat Templin war 2015 bereits durch Detlef Tabbert (LINKE) besetzt, der im Januar 2018 für weitere acht Jahre in seinem Amt bestätigt wurde. Büttner war in seinen erlernten Beruf zurückgegangen. Als Polizist fuhr er Streife in Berlin-Spandau. Dass den Sozialisten die Sozialministerin und ihre Staatssekretärin im Zuge eines Pharmaskandals abhanden kommen würde, konnte 2015 niemand ahnen.
Büttner, 1973 in Kassel geborene, stieß aus Überzeugung zur Linkspartei, weil er mit einem behinderten Kind und einem an Krebs verstorbenen Vater die Erfahrung machen musste, dass in Deutschland eine »unsoziale Marktwirtschaft« herrscht. Auch die herrschende Asyl- und Europapolitik deckt sich nicht mit seinen sozialliberalen Ansichten.
Bereits als FDP-Politiker setzte sich Büttner derart für längeres gemeinsames Lernen ein, dass die LINKE fürchtete, von ihm in der Bildungspolitik links überholt zu werden. Im Namen der Arbeitsgemeinschaft linker Polizist*innen Berlin-Brandenburg sprach sich Büttner 2017 gemeinsam mit seinem Kollegen Francesco Pillinini gegen mehr Videoüberwachung öffentlicher Plätze aus. Büttner ist ein fähiger Mann, der sich nicht allein in der Sozialpolitik auskennt.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.