Kreißsaal geschlossen

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Frisch im Amt erlaubte Gesundheitsministerin Diana Golze (LINKE) die Schließung der Geburtsklinik in Bad Belzig. Nachdem sie nun zurückgetreten ist, wird ihr auch noch die Schließung des Kreißsaals in Nauen angelastet. Die Dinge liegen in dem neuen Fall jedoch völlig anders. Während das Aus in Bad Belzig wegen einer zu geringen Zahl von Geburten verfügt wurde, sind in Nauen im vergangenen Jahr mehr als 400 Kinder zur Welt gekommen.

Nachdem zwei Hebammen kündigten, mangelt es der Havelland Kliniken GmbH aktuell aber an Personal für ihre beiden Standorte in Nauen und Rathenow. Der Kreißsaal in Nauen wurde deswegen am 1. Oktober vorerst geschlossen. Schwangere können bei Beschwerden weiterhin dorthin kommen. Die stationäre Behandlung und die Ultraschalluntersuchung durch Gynäkologen bleiben möglich, nur Geburten sind es erst einmal nicht mehr, erklärt Kliniksprecherin Babette Dietrich. Es seien zwar Ausbildungsverträge geschlossen. Doch bis der Nachwuchs voll einsatzfähig sei, werden drei Jahre vergehen. Die Klinik bemüht sich, so schnell wie möglich Hebammen anzuheuern.

In der entstandenen Situation sei es richtig gewesen, den Kreißsaal zu schließen, findet die Landtagsabgeordnete Andrea Johlige (LINKE). Etwas anderes wäre nicht zu verantworten gewesen. Frauen, die entbinden, müssten sich darauf verlassen können, dass genug Personal bereitstehe. Darum hat Johlige für die Entscheidung der Klinik Verständnis. Unredlich findet sie dagegen, wenn das Problem allein der ehemaligen Ministerin Golze in die Schuhe geschoben wird. Schließlich herrsche bundesweit ein Fachkräftemangel.

Die Lage in Nauen sei Ergebnis »verfehlter Politik in Land und Bund«, hatte Grünen-Landeschefin Petra Budke gerügt. In Brandenburg seien nur alle drei Jahre 15 Hebammen in Cottbus ausgebildet worden. Erst Ende 2017 sei in Eberswalde eine zweite Hebammenschule eröffnet worden. »Nun wird es Jahre dauern, bis der Rückstand aufgelöst ist«, prophezeite Budke. Kommentar Seite 2

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