May und der Brexit

Internationale Presse

  • Lesedauer: 3 Min.

The Times, Großbritannien

Corbyn ins Visier genommen

Die Premierministerin kam, um Aufmerksamkeit vom Psychodrama um den Brexit abzulenken - und Labour-Chef Corbyn ins Visier zu nehmen. Mays Rede wird die Querelen bei den Tories dämpfen und ihre Autorität stärken, zumindest für die kommenden Wochen. Und sie hat den EU-Regierungschefs signalisiert, dass bei ihrem nächsten Gipfeltreffen immer noch dieselbe Person in der Downing Street das Sagen haben wird.

Tages-Anzeiger, Schweiz

Klug gewählte Worte

Mit klug gewählten Worten scharte Theresa May ihre Truppen in Birmingham ums Banner einer «moderaten» Bewegung. Sie gab sich alle Mühe, Antworten auf die Herausforderung einer zunehmend populären Labour Party zu finden und nett zu öffentlichen Diensten zu sein. Auch von der Austeritätspolitik ihrer Partei in den letzten Jahren versuchte sie abzurücken. Was nicht ganz einfach ist, weil die Folgen dieser Politik noch immer schmerzhaft spürbar sind - und zweifellos mit zum Brexit-Beschluss von 2016 beigetragen haben.

Guardian, Großbritannien

Die Partei wünscht May Erfolg

May hat sich Zeit erkauft. Sie kann die Brexit-Verhandlungen in dem Vertrauen fortsetzen, dass die Partei ihr Erfolg wünscht - und nicht ihren Abgang ausheckt.

Nezawissimaja Gazeta, Russland

Wenige glauben an May Erfolg

In Mays Team scheinen nur noch wenige an ihren Erfolg zu glauben. Die Mehrheit ist wohl überzeugt, dass die Premierministerin ihren Posten abgeben sollte. Ansonsten könnten die Konservativen dem populärer werdenden Labour-Chef Corbyn nicht mehr die Stirn bieten.

Der Standard, Österreich

Geschickt vorgegangen

Geschickt nahm die 62-Jährige die Konservativen in die Pflicht als Partei von Disziplin, Pragmatismus und Patriotismus. Der von anderen angestrebte Brexit, so suggerierte May, mag perfekter sein als ihre Variante; nur sie aber könne garantieren, dass es Ende März tatsächlich zum EU-Austritt kommt. Das leuchtet vielen ein. Was die Regierungschefin der überwiegend EU-feindlichen Partei nicht sagen konnte: In Wirklichkeit würden Johnsons Ideen Großbritanniens Verlässlichkeit als Verhandlungspartner infrage stellen und in noch größerem Schaden für die Insel und den Kontinent enden als ohnehin zu erwarten.

The Daily Telegraph, Großbritannien

Johnson will Steuern senken

«Niemand (außer dem früheren Außenminister und May-Rivalen Boris Johnson, d.R.) schafft es, die wesentlichen Grundzüge des Konservatismus so zu artikulieren, dass damit Wähler weit über die traditionellen Hochburgen der Partei hinaus erreicht werden. Boris Johnson wird ja oft vorgeworfen, dass es ihm an detaillierten Vorschlägen fehlt. Doch er erinnerte das Publikum an seine Erfolge als Londoner Bürgermeister und präsentierte eine Reihe radikaler Konzepte, die die amtierenden Regierungsmitglieder bei ihren Beiträgen vermissen ließen. Darüber hinaus brach Johnson eine Lanze für jene, die Wohlstand schaffen, und für die Marktwirtschaft, indem er den Schatzkanzler aufforderte, nach dem Brexit die Steuern zu senken.

Hämeen Sanomat, Finnland

Die EU-Linie ist berechtigt

Es sieht nicht gut aus. Zu viele Fragen sind (bei den Austrittsverhandlungen mit der Europäischen Union, d.R.) noch offen und die Verhandlungslinie von Premierministerin Theresa May wird auch von den eigenen Leuten kritisiert. Aus Verzweiflung ist sogar schon eine Verlängerung der Verhandlungen ins Spiel gebracht worden. May hat die berechtigte resolute Linie der EU für die Verzögerungen verantwortlich gemacht, während Großbritannien sich aus Sicht der EU nur die Rosinen herauspicken möchte. Ein harter Brexit, also ein EU-Austritt ohne Abkommen, wird eine immer größere und realistischere Gefahr.

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