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»RabAZ« in Köln

Aktivisten forderten mit Aktionstagen den Erhalt des Autonomen Zentrums

  • Sebastian Weiermann
  • Lesedauer: 3 Min.

Eigentlich könnte alles so einfach sein. Seit vier Jahren hat das selbstverwaltete Autonome Zentrum (AZ) seinen festen Platz im Süden der Kölner Innenstadt. In der Nähe der Universität ist es zur beliebten Partylocation geworden, außerdem nutzen zahlreiche Gruppen das Gebäude um vom politischen Vortrag bis zum Yoga-Kurs alles Mögliche anzubieten. Aber das AZ hat nur einen Vertrag auf Zeit mit der Stadt. Am Ende des Jahres soll das Kulturzentrum seine Räumlichkeiten verlassen.

Die Stadt Köln möchte den Grüngürtel, der weite Teile der Innenstadt umschließt, fortführen. Kein Problem finden die Autonomen; ihr Zentrum würde super in den Park passen. Ein Dringlichkeitsantrag in der Bezirksvertretung, in dem es darum gehen sollte, wie das AZ am jetzigen Standort verbleiben könne, wurde jedoch jüngst von CDU, SPD und FDP abgelehnt. Deswegen gibt es jetzt »RabAZ« in der Stadt.

Am vergangenen Wochenende riefen das AZ und andere linke Projekte zu Aktionstagen für den Erhalt des Zentrums und auch des Wagenplatzes »Wem gehört die Welt« auf. Das Gelände von Letzterem will die Stadt verkaufen. »Wichtige Freiräume und Projekte werden ohne Skrupel zugunsten zahlungskräftiger Unternehmen wegrationalisiert«, kritisierte eine sich Clara Fall nennende Sprecherin vom »RabAZ-Komitee«, das die Aktionstage organisierte. »Kurz gesagt: Ein Leben in den Städten können sich nur noch die leisten, die das notwendige Geld dafür besitzen.« Die Entwicklung in Köln sei Teil eines Trends, in dem immer mehr unkommerzielle Freiräume aus den Städten verschwänden.

So richtig los ging es mit dem »RabAZ« am Samstagmittag. Zehn Autos, 30 Fahrräder und 150 Menschen besetzten den Breslauer Platz am Kölner Hauptbahnhof. Sofas und eine Tischtennisplatte wurden verteilt und Transparente für den Erhalt des Wagenplatzes entrollt. Nach knapp vier Stunden kesselte die Polizei die Platzbesetzer ein und verlangte die Personalien der Fahrzeughalter. Eine Person wurde festgenommen. Doch der Aktionstag war damit noch längst nicht vorbei.

Im Stadtteil Ehrenfeld, in dem die Mieten in den letzten Jahren massiv angestiegen sind, wurde am Samstagnachmittag ein Haus besetzt. In einer Erklärung machten die Besetzer darauf aufmerksam, dass es viel Leerstand in bester Lage gäbe. »Das wirft die grundsätzliche Frage auf, ob Privateigentum noch schützenswert ist, sofern es der Gesellschaft schadet«, teilten die Aktivisten mit. Sie verwiesen unter anderem auf das Grundgesetz: Privateigentum sei demnach zwar gewährleistet, sein Gebrauch solle jedoch »zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen«.

Am Samstagabend nahmen sich 400 Unterstützer des Autonomen Zentrums die Straßen der Stadt. Auf dem Friesenplatz blockierten sie Kreuzungen und spielten ein Konzert. »Das AZ bietet nicht nur einen Raum für selbstorganisierte, unkommerzielle Kultur, sondern auch für emanzipatorische linke Politik und vielfältige soziale Projekte«, sagte eine weitere Projektsprecherin, die sich Sabrina Purple nennt. Das Konzert auf der besetzten Straße solle exemplarisch dafür stehen. Purple stellte klar: »Wir brauchen diese Freiräume und sind bereit, sie zu verteidigen.«

Sonntag folgten dann 1000 Menschen dem Aufruf zu einer Demonstration gegen die Verdrängung unkommerzieller und selbstorganisierter Freiräume aus der Innenstadt. »Das Wochenende war ein voller Erfolg«, bewertete Clara Fall vom »RabAZ-Komitee« die zurückliegenden Tage. Die Polizei sei mit den Aktionen heillos überfordert gewesen. »Wir lassen uns die Freiräume nicht nehmen und sind extrem sauer, dass trotz unserer bisheriger Dialogbereitschaft nichts passiert«, fügte sie hinzu.

Die Stadt Köln ließ das Geschehen bisher unkommentiert. Das »RabAZ-Komitee« bereitet sich nun nach eigenen Angaben auf den Ernstfall vor. Bisherige Angebote der Stadt zu alternativen Örtlichkeiten am Rande von Köln lehnt das Autonome Zentrum ab. Clara Fall betont: »Wenn die Verhandlungen um den Verbleib unserer Projekte nicht bald vorankommen, werden die Verantwortlichen der Stadt merken, was das bedeutet.«

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