Die neuen Regionalklassen stehen fest

Kfz-Versicherung

  • Lesedauer: 4 Min.

Nach der Anfang September in Berlin veröffentlichten unverbindlichen Regionalstatistik des GDV profitieren zukünftig rund 5,4 Millionen Autofahrer in 63 Bezirken von besseren Regionalklassen in der Kfz-Haftpflichtversicherung, rund 5,5 Millionen Fahrer in 55 Bezirken werden heraufgestuft.

In 295 Zulassungsbezirken beziehungsweise für knapp 30 Millionen Kfz-Haftpflichtversicherte bleibt es bei den Regionalklassen des Vorjahres. Grundsätzlich gilt: Je besser die Einstufung in der Regionalklasse, desto günstiger wirkt es sich auf den Versicherungsbeitrag aus. Allerdings lässt sich über eine Veränderung bei der Regionalklasse keine Aussage über die Entwicklung des gesamten Kfz-Versicherungsbeitrages treffen.

Woran orientiert sich der Versicherungsbeitrag?

Rund 40 Millionen privat genutzte Pkw sind in Deutschland angemeldet. Für jedes Fahrzeug muss zumindest eine Kfz-Haftpflichtversicherung abgeschlossen werden, wobei sich die meisten Autofahrer auch für eine Kaskoversicherung entscheiden. Obwohl die Kfz-Versicherung also ein Massenmarkt ist, gleicht kaum ein Vertrag dem anderen. Denn: Der jeweilige Beitrag orientiert sich an vielen Faktoren, unter anderem am individuellen Risiko. Um das zu bestimmen, berücksichtigen die Versicherungen verschiedene Risikomerkmale.

Jede Versicherung kalkuliert ihre Tarife und die Beitragshöhen anders: Manche Unternehmen geben Rabatte für Elektroautos, andere für bestimmte Berufsgruppen oder Kunden mit mehreren Verträgen, wieder andere nehmen mehr Geld, wenn das Auto auf der Straße steht und nicht in der Garage parkt.

Den endgültigen Beitrag einer Kfz-Versicherungspolice bestimmen viele Faktoren: das Wettbewerbsumfeld und die Marketingstrategie der Versicherer wie die Erwartung, welche Schäden mit einem versicherten Fahrzeug verursacht werden.

Für ihre Annahmen zur Schadenerwartung können die deutschen Kfz-Versicherer u. a. auf Statistiken GDV zurückgreifen. Deren Statistiker werten jedes Jahr die Daten fast aller Kfz-Versicherungen in Deutschland aus und berechnen, wie sich die verschiedenen Risikomerkmale auswirken. Dafür differenzieren sie die Daten der versicherten Pkw u. a. nach rund 28 000 unterschiedlichen Typen, über 400 Zulassungsbezirken sowie dem Alter und den schadenfreien Jahren der Fahrer. Die Risikomerkmale werden im nächsten nd-ratgeber erläutert. nd

Günstiger Norden, unfallträchtige Großstädte

Besonders gute Schadenbilanzen erreichten Autofahrer in Brandenburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Die bundesweit beste Schadenbilanz in der Kfz-Haftpflichtversicherung errechneten die Statistiker des GDV für die Uckermark in Brandenburg. Hohe Regionalklassen gelten insbesondere in Großstädten sowie in Teilen Bayerns. Die schlechteste Schadenbilanz hatte Berlin, wo die Schäden rund ein Drittel höher waren als im Bundesdurchschnitt.

Wenige Änderungen für Kaskoversicherte

In den Kaskoversicherungen ändert sich durch die aktuelle GDV-Regionalstatistik wenig: Für rund 30 Millionen der knapp 35 Millionen Voll- oder Teilkaskoversicherten bleibt alles beim Alten. 2,5 Millionen Kaskoversicherte rutschen in niedrigere, rund 2,3 Millionen in höhere Regionalklassen.

Regionalklassen kurz erklärt

Die Regionalklassen für die 413 deutschen Zulassungsbezirke werden einmal im Jahr vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) herausgegeben. Entscheidend ist dabei nicht, wo ein Schaden entstanden ist, sondern in welchem Zulassungsbezirk der Fahrzeughalter seinen Wohnsitz hat.Regionalklassen spiegeln die Schadenbilanz der Regionen wider.

In der Kfz-Haftpflichtversicherung wird die Regionalklasse vom Fahrverhalten der Autofahrer des Zulassungsbezirks beeinflusst. Berücksichtigt wird die Anzahl der Schäden, die sie verursachen, bezogen auf die Anzahl der dort zugelassenen Fahrzeuge und die durchschnittliche Schadenhöhe. Unfallschwerpunkte können beispielsweise zu einem überdurchschnittlichen Schadenaufkommen führen.

In der Kaskoversicherung fließen die Versicherungsleistungen nach selbstverschuldeten Unfällen und für alle anderen KaskoSchadenfälle in die Berechnung ein, unter anderem für Autodiebstähle, Glasschäden und Fahrzeugbrände. Außerdem werden außerdem die Diebstahlhäufigkeit, die Sturm- und Hagelschäden und die Anzahl der Wildunfälle angerechnet.

Allerdings lässt sich über eine Veränderung bei der Regionalklasse keine Aussage über die Entwicklung des gesamten Kfz-Versicherungsbeitrages treffen.

Von der Schadenbilanz zum Indexwert zur Regionalklasse

Die Schadenbilanz jedes Zulassungsbezirks wird versicherungsmathematisch in einen Indexwert umgerechnet. Bei Sturm- und Hagelschäden wird zusätzlich die Schadenbilanz des übergeordneten Regierungsbezirkes berücksichtigt, um dem zufälligen Charakter eines Hagelzuges Rechnung zu tragen. Anhand des Indexwertes erfolgt die Einteilung in die jeweilige Regionalklasse. Zulassungsbezirke mit vergleichbarem Indexwert werden der gleichen Regionalkasse zugeordnet. Für die Haftpflicht gibt es 12, die Teilkasko 16 und die Vollkasko 9 Klassen.

Die Regionalstatistik ist für die Versicherungsunternehmen unverbindlich und kann ab sofort für Neuverträge und für bestehende Verträge zur Hauptfälligkeit (meist 1. Januar) angewendet werden. Der GDV stellt jedes Jahr eine Regionalklassen-Abfrage (www.gdv.de) bereit. Hier können die Veränderungen der Klassen und die dazugehörigen Indexwerte abgerufen werden.

Regionalklassen 2019: Index Kfz-Haftpflichtversicherung

Der Index bezieht sich auf den Bundesdurchschnitt mit dem Wert 100. Liegt der Wert darunter, ist die Schadenbilanz der Region besser als der Schnitt, ist der Wert höher, ist die Schadenbilanz schlechter. Für die Kfz-Haftpflichtversicherung gibt es 12 Regionalklassen. Der Bundesdurchschnitt 100 entspricht in der Kfz-Haftpflichtversicherung der Regionalklasse 6.

Kfz-Haftpflicht: Regionen mit dem niedrigsten/höchsten Indexwert

  • Zulassungsbezirk Uckermark (Brandenburg)
  • Regionalklasse 1
  • Index 68,01
  • Veränderung zu Vorjahr -2,98
  • Zulassungsbezirk Berlin
  • Regionalklasse 12
  • Index 133,11
  • Veränderung zu Vorjahr +0,76
  • Regionalklassen 2019: Index der Vollkaskoversicherung

Der Index bezieht sich auf den Bundesdurchschnitt mit dem Wert 100. Für die Vollkaskoversicherung gibt es 9 Regionalklassen. Der Bundesdurchschnitt 100 entspricht in der Vollkaskoversicherung der Regionalklasse 4.

  • Vollkasko: Regionen mit dem niedrigsten/höchsten Indexwert
  • Zulassungsbezirk Wesermarsch (Niedersachsen)
  • Regionalklasse 1
  • Index 78,18
  • Veränderung zu Vorjahr -0,25
  • Zulassungsbezirk Berlin
  • Regionalklasse 9
  • Index 142,32
  • Veränderung zu Vorjahr +0,88

Regionalklassen 2019: Index der Teilkaskoversicherung

Der Index bezieht sich auf den Bundesdurchschnitt mit dem Wert 100. Für die Teilkaskoversicherung gibt es 16 Regionalklassen. Der Bundesdurchschnitt 100 entspricht in der Teilkaskoversicherung der Regionalklasse 7.

Teilkasko: Regionen mit dem niedrigsten/höchsten Indexwert

  • Zulassungsbezirk Bamberg (Bayern)
  • Regionalklasse 1
  • Index 52,69
  • Veränderung zu Vorjahr -2,23
  • Zulassungsbezirk Ostallgäu (Bayern)
  • Regionalklasse 15*
  • Index 220,83
  • Veränderung zu Vorjahr +6,73

*Die Teilkasko-Regionalklasse 16 wird in keinem Zulassungsbezirk erreicht. GDV/nd

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