Retardierende Zeit des Exils

Demoralisiert und geächtet: »Medea«, von Andrea Breth inszeniert an der Staatsoper Berlin

  • Stefan Amzoll
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Einfühlsam, kenntnisreich geht sie an ihre Stoffe heran: Andrea Breth gehört zu den Ersten der europäischen Szene. Jede Aufführung unter ihrer Hand setzt Denkvorgänge in Gang und rührt an Nerven. In der Auffassung von Theater steht sie Fritz Kortner und Peter Stein nahe. Wie diese bringt sie aufs Eindringlichste »poetischen Realismus« auf die Bühne - der heutige Donner der Bühnen befremdet die Regisseurin. Demgegenüber betont sie die Substanz der Vorlagen, das Menschliche darin. Noch im Absonderlichsten lebe die Liebe fort, sagte sie einmal. Breth verteidigt in ihrer Theaterarbeit den demoralisierten, geächteten, ausgeplünderten Menschen und kehrt seine Würde hervor.

Am Theater Bochum, ein Haus der sozialen Sinne, des ästhetischen Aufruhrs, feierte sie um 1990 ihre ersten großen Erfolge mit Stücken von Julien Green und Sean O’Casey. Bestens ausgerüstet, ging sie von dort an die Schaubühne Berlin und erzielte mit Gorkis »Nachtasyl« und T...


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