Nur das Sein ist wirklich rein

Der fragwürdige Jude Wolfgang Seibert und die fantasierte Cherokee Andrea Smith.

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Personen, die als etwas zu gelten verstehen, das sie nicht sind, gab es schon immer. Es geht dabei nicht bloß um Geld, sondern mehr noch um Ansehen. Nach 1945 aber ist - als nicht nur erstmals ein politisches Regime vor Gericht stand, sondern zudem allmählich ein Prozess breiter, auch massenkultureller Auseinandersetzung mit staatlichen Verbrechen einsetzte - eine neue Form von Hochstapelei entstanden: sich nämlich nicht als Adliger, Offizier oder Arzt aufzuspielen, sondern als Opfer der Geschichte.

Es gibt dabei Menschen, die wirklich - und schwer - gelitten hatten, in »Autobiografien« aber weit über das Erlebte hinaus fantasierten. Und es gibt Akte der reinen Selbsterfindung. Zumeist geht es um den Naziterror und den Holocaust. Und nicht nur Deutschland, sondern auch Belgien, Spanien und die Schweiz kennen solche Fälle. Das Ziel der Maskerade variiert - mal mag es der Versuch sein, für sich einer historischen Scham zu entkommen,...


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