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Viel Hass und eine nervöse Mitte
Dritter Sachsen-Monitor offenbart anhaltend verbreitete Ressentiments im Freistaat
Der Lehrermangel ist das gravierendste Problem in Sachsen. Dieser Aussage stimmt beim jetzt vorgelegten dritten Sachsen-Monitor jeder Fünfte der gut 1000 Befragten zu. Der Wert stieg binnen Jahresfrist um sieben Prozentpunkte. Auch Arbeitslosigkeit, Billiglöhne und fehlende soziale Sicherheit bewegen die Menschen. Mit insgesamt 47 Prozent bildeten derlei soziale Probleme »den größten Bereich der gesellschaftlichen Sorgen der Sachsen«, sagt Roland Löffler, Leiter der Landeszentrale für politische Bildung und Chef eines Beirats, der die vom Umfrageinstitut dimap seit 2016 jährlich durchgeführte Erhebung begleitet. Zudem sorgen sich 36 Prozent der Befragten um die Daseinsvorsorge, also ausreichende ärztliche Versorgung, Kindergärten oder Läden. Deren Abbau wird als ein Verlust von Heimat empfunden, die wiederum von 89 Prozent der Sachsen als sehr oder eher wichtig angesehen wird.
Die Ergebnisse sind rund zehn Monate vor der Landtagswahl ein Alarmzeichen - ebenso wie das anhaltend hohe Maß an Ressentiments und Rassismus. 56 Prozent der Sachsen sehen Deutschland als »in gefährlichem Maß überfremdet« an. Damit liege der Freistaat »weiterhin deutlich über dem Bundesdurchschnitt«, warnt der Beirat. Viele Sachsen halten auch ihr persönliches Wohnumfeld für »überfremdet«. Mit 30 Prozent liegt die Zustimmung bei Unter-Dreißigjährigen noch höher als bei Menschen über 70. Angesichts eines Ausländeranteils im niedrigen einstelligen Prozentbereich sei die Aussage »bemerkenswert«, sagt dimap-Mitgeschäftsführer Reinhard Schlinkert.
Ressentiments treffen dabei Zuwanderer und Muslime, aber auch Sinti und Roma sowie zunehmend Langzeitarbeitslose. Der Aussage, dass sich diese »ein schönes Leben auf Kosten anderer« machten, stimmt jeder zweite Sachse zu - ein Plus von sieben Prozentpunkten. Rund 15 Prozent der Sachsen stimmen auch harten menschenfeindlichen Aussagen zu, etwa der, wonach es unwertes Leben gebe oder Juden »etwas Eigentümliches an sich haben und nicht so recht zu uns passen«. Der Chef der sächsischen Staatskanzlei Oliver Schenk (CDU) sprach von einem »Zivilisationsverlust in Teilen der Gesellschaft«, dem man sich entgegen stellen müsse. Allerdings, betont Löffler, lehne auf der anderen Seite die Hälfte der Sachsen »fast alle Ressentiments ab«.
Der Beirat, dem Kommunalpolitiker, Wissenschaftler und Vertreter der Zivilgesellschaft angehören, sieht in den Ergebnissen der zum dritten Mal durchgeführten Umfrage das Bild einer »nervösen und gespaltenen Mitte der Gesellschaft«. Löffler sprach auch von einer »Drittelgesellschaft«. Ein Drittel der Bürger sei zufrieden und schaue positiv in die Zukunft; ein Drittel sei verunsichert und anfällig für Misstrauen und Ressentiments; ein Drittel fühle sich abgehängt, ungerecht behandelt und ist fest in Ressentiments verhaftet.
Zu den Erkenntnissen des diesjährigen Monitors gehört zudem, dass es auch innerhalb Sachsens regionale Unterschiede gibt. Der Aussage, die Ostdeutschen seien Bürger zweiter Klasse, stimmten im ehemaligen Bezirk Chemnitz 65 Prozent zu, im Bezirk Dresden 49, im Bezirk Leipzig nur 40 Prozent. Die Chancen für sozialen Aufstieg sehen im Raum Chemnitz nur 45 Prozent als gut an, um Dresden sind es 55 und in der Region Leipzig 66 Prozent.
Wie schon in den vergangenen Jahren offenbart die Studie zudem ein gespanntes Verhältnis zum politischen System der Bundesrepublik. Dimap-Chef Reinhard Schlinkert verweist auf Fragen zur direkten Demokratie. Die übergroße Mehrheit wünscht sich mehr Einfluss der Bürger auf die Politik durch Volksabstimmungen. 68 Prozent der Sachsen verlangen aber darüber hinaus, dass die Politik den Volkswillen auch umzusetzen habe - »egal, was Gerichte, Parlamente oder das Grundgesetz dazu meinen«.
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