Echt, aber nicht wahr

Die Dokumentation »Die andere Seite von allem« ist die Chronik einer Familie und der politischen Geschichte Jugoslawiens

  • Felix Bartels
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Im Zentrum von Belgrad gibt es eine Wohnzimmertür, die seit 70 Jahren verschlossen ist. Auf der anderen Seite der Tür wohnen fremde Nachbarn, auf dieser Srbijanka Turajlić, deren Eltern vor 1945 noch die gesamte Wohnung gehörte. Im Zuge der Verstaatlichung wurde die Fläche geteilt; statt einer konnten nun vier Familien dort leben. Bürgertum und Proletariat, sagt Srbijanka, hatten zuvor in Belgrad praktisch keine Berührung. Mit der Teilung der Wohnung, lässt sich sagen, hat man die Teilung der Klassen angegriffen.

Der Dokumentarfilm »Die andere Seite von allem« spielt, nicht zuletzt des Trailers wegen, mit der Erwartung des Zuschauers, es werde um Räume als Metapher für Politisches gehen. Gewiss ist die verschlossene Tür irgendwie so gemeint, aber Mila Turajlić, die Tochter von Srbijanka und Regisseurin des Films, arbeitet wenig damit. Wir sehen vielmehr ein biografisches Interview, das immerhin exemplarisch ist für die jüngere Geschicht...


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