Travestie und Apokalypse

Jan Bosse inszeniert »Frankenstein / Homo Deus« am Thalia Theater Hamburg

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 5.0 Min.

Am schönsten ist immer noch die Vorgeschichte zu »Frankenstein«, die seltsamerweise niemand erzählt. Darum hier noch einmal die Szenerie: Der Sommer 1816 war wohl der bis heute kälteste. Wegen eines Vulkanausbruchs verschwand die Sonne in diesem Jahr hinter einer riesigen Aschewolke, im Juli herrschte Novemberwetter mitsamt Nachtfrösten.

Und so saßen Lord Byron, Percy Shelley, die junge Mary Wollstonecraft Godwin (die bald Shelley heiraten sollte) sowie Byrons Leibarzt Polidori in der Villa Diodati am Genfer See und froren vor sich hin. Byron schlug vor, zum Zeitvertreib Gespenstergeschichten zu schreiben. So begann der von Weltuntergangsstimmung beherrschte hauseigene Schreibwettbewerb. Als plötzlich doch die Sonne hervorkam, warfen Byron und Shelley das Geschriebene sofort in die Ecke und gingen zum Wandern in die Berge. Nur Mary und der Arzt blieben zurück und schrieben weiter: Sie das epochale Buch »Frankenstein oder der neue Prome...


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