Leserpost
Wenn das Pinkeln in Deutschland zur Ware wird
Ich gehöre zu den älteren Jahrgängen und lese über Jahrzehnte das ND, den Ratgeber natürlich auch. Auf Seite 8 des Ratgebers vom 19. September 2018 wurde ich auf den Artikel »Kostenlos pinkeln auf Raststätten?« aufmerksam, weil ich beim Lesen des OXI 9/18 den Artikel »Profit und Pinkelpause« entdeckt und für mich erklärend studiert hatte.
Als älterer Mensch bekomme ich manchmal auch unterwegs mit der Notdurft Schwierigkeiten. Ein Baum oder Strauch ist dann die Erlösung, denn nicht immer sind Gaststätten oder Rastplätze mit WC in der Nähe. In Deutschland ist eben nicht überall und für jeden sein Wohlbefinden gesorgt. Und durch die Privatisierung wird auch hierzulande das Pinkeln zur Ware.
Das ist anderswo anders: Wir fahren jedes Jahr nach Ungarn und machen in Zalakaros sozusagen Kurlaub. Wenn wir das Auto nutzen, sind oft Pausen angesagt. Die WC-Nutzung ist auf der Strecke, außer in Deutschland, kostenlos und diese Orte sind auch sauber.
Und hierzulande? In Berlin-Schönefeld gibt es einen Bahnhof. Das Verwaltungsgebäude ist stillgelegt und auch die WCs, sogar das in der Ebene 1, vom Unterführungstunnel gut erreichbar. Täglich nutzen viele Fluggäste die S Bahn in beide Richtungen. Sie haben keine Möglichkeit, ein WC auf dem Bahnhof zu nutzen, nicht einmal ein mobiles. Was macht ein Bürger oder Gast der keine 50 Cent hat?
Der Bürgermeister Dr. Haase sagt mir, er findet kein Verständnis dafür bei den Vertretern der Deutschen Bahn noch eine Unterstützung durch den Flughafen.
Die Daseinsfürsorge ist in Deutschland kaum ein Thema und eben nur dann, wenn damit viel Geld verdient werden kann. Es wäre gut, wenn Sie die Feststellungen des eingangs erwähnten OXI im Ratgeber oder im nd einer breiteren Leserschaft kundtun könnten.
Siegfried Winkler, per E-Mail
Beiträge in dieser Rubrik sind keine redaktionellen Meinungsäußerungen. Die Redaktion behält sich das Recht Sinn wahrender Kürzungen vor.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.