Untote mit Zukunft

Heiner Müllers »Macbeth« am Berliner Ensemble, Regie: Michael Thalheimer

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 6.0 Min.

Gott ist feige. Er wagte es nicht, dem Menschen die Wahrheit zu sagen - so erfand er Shakespeare. Was des Genies dreckigste Gestalten eint, ist die Logik dreier Worte: Blut will Blut. »Die Welt hat keinen Ausweg als den Schinder.« Sagt Macbeth, schreibt Heiner Müller, der Shakespeare durch die Zeiten gespenstern sieht: »Worauf wartet er, warum in Rüstung, und wie lange noch.« Wer weiß. Der Unterschied zwischen Krieg und Frieden jagt sich in dieser Dramatik jedenfalls immer wieder selber davon, um allen Zuständen - gestern wie heute - das Schmutzige zu bewahren. Die Wahrheit also.

Am Berliner Ensemble inszenierte Michael Thalheimer Müllers »Macbeth«, nach Shakespeare (Bühne: Olaf Altmann, Kostüme: Nehle Balkhausen). Knapp zwei Stunden: Theater konsequent unwirsch, es sperrt sich gegen jede psychologische Feinzeichnung. Es paktiert nicht mit unserem Erschütterungswillen, es brüllt uns an. Es ist weniger Aktion als Malerei. Ist weniger ein...


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