Bahn und EVG einigen sich im Tarifstreit
Lohnerhöhung von 6,1 Prozent vereinbart / Konflikt mit Lokführern bleibt ungelöst
Berlin. Die Deutsche Bahn und die Eisenbahn und Verkehrsgewerkschaft (EVG) haben nach schwierigen Verhandlungen einen Tarifabschluss erreicht - neue Streiks der Gewerkschaft sind damit abgewendet. Vereinbart wurden »attraktive Lohnerhöhungen«, wie Bahn-Personalvorstand Martin Seiler am Samstag in Berlin sagte. In zwei Stufen summieren sich diese auf insgesamt 6,1 Prozent.
Zum 1. Juli 2019 sollen die Löhne um 3,5 Prozent steigen, ein Jahr später noch einmal um 2,6 Prozent. Zudem erhalten die Beschäftigten eine Einmalzahlung von 1000 Euro. Die neuen Tarifverträge gelten rückwirkend vom 1. Oktober 2018 und haben eine Laufzeit von 29 Monaten. Das Gesamtpaket umfasst auch Verbesserungen für Nachwuchskräfte sowie neue Wahlmöglichkeiten.
In dem Tarifkonflikt geht es um insgesamt rund 160.000 Beschäftigte. Die EVG, die einen Großteil der Mitarbeiter vertritt, hatte ihre Forderungen jüngst mit einem mehrstündigen Warnstreik unterstrichen.
EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba sprach nach viertägigen Verhandlungen von einem »Erfolg auf ganzer Linie«. Für DB-Personalvorstand Martin Seiler ist die Einigung ein großer Schritt »in eine modernere Tarif- und Arbeitswelt«. Nun könne sich das Unternehmen darauf konzentrieren, die Agenda für eine bessere Bahn umzusetzen und Qualität sowie Pünktlichkeit zu verbessern.
Zum 1. Januar 2021 erhalten die Beschäftigten erneut die Möglichkeit, anstelle der zweiten Stufe mehr Freizeit beziehungsweise Urlaub zu wählen. Sie können laut EVG also zwischen 2,6 Prozent mehr Geld, sechs Tagen mehr Urlaub oder einer Arbeitszeitverkürzung wählen. Alle, die sich für mehr Urlaub entscheiden, erhalten im August 2020 - für die Zeit vom 1. Juli 2020 bis 31. Dezember 2020 - laut Gewerkschaft eine Einmalzahlung von 700 Euro. Ferner können DB-Mitarbeiter künftig wählen, Überstunden in betriebliche Altersvorsorge umzuwandeln.
Die Ausbildungs- und Studienvergütung wird um insgesamt 100 Euro angehoben. Hinzu kommt eine Einmalzahlung von 460 Euro. Die arbeitgeberfinanzierte betriebliche Altersvorsorge wird erhöht.
Weiter ungelöst ist indes der Tarifstreit der Bahn mit der Lokführergewerkschaft GDL. Dort hatte sich der Ton zuletzt verschärft: GDL-Chef Claus Weselsky warf der Bahn inakzeptables Verhalten vor und erklärte die Verhandlungen am Freitag für gescheitert. Zudem drohte er mit streikähnlichen Folgen - es könne durchaus sein, dass die Kollegen, »die hunderte Überstunden vor sich herschieben, nunmehr von ihrem Recht Gebrauch machen, in Freizeit zu gehen«, sagte er in Eisenach. »Dass das eventuell Auswirkungen hat, die einem Streik vergleichbar sind, ist nicht unsere Schuld.«
Streiks bis Ende des Jahres hatte die GDL aber ausgeschlossen. Ohnehin müsste dafür eine der beiden Verhandlungsparteien zuvor eine Schlichtung beantragen. Erst wenn diese scheitert, kann zu Streiks aufgerufen werden. Agenturen/nd
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