- Politik
- Seenotrettung im Mittelmeer
Sea-Watch: Deutschland soll Bootsflüchtlinge aufnehmen
32 Geflüchtete harren seit dem Wochenende auf dem Rettungsschiff »Sea-Watch 3« aus / Appell an Bundesinnenminister Seehofer, Schiffbrüchige aufzunehmen
Berlin. Das deutsche Rettungsschiff »Sea-Watch 3« sucht weiter nach einem Aufnahmeland für 32 im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge. »Das Schiff bleibt im Mittelmeer gestrandet«, erklärte die Berliner Organisation Sea-Watch am Donnerstag. Die Geflüchteten seien am Samstag vor dem Ertrinken gerettet worden und hätten Weihnachten auf See verbringen müssen. Darunter seien vier Frauen, drei unbegleitete Minderjährige und ein Baby. Man hoffe dringend auf eine Lösung vor dem Jahreswechsel.
»Um Folter, Sklaverei und dem Tod in Libyen zu entkommen, bleibt den Menschen nichts anderes übrig, als auch jetzt an Weihnachten die gefährliche Route über das zentrale Mittelmeer auf sich nehmen«, sagte »Sea-Watch 3«-Einsatzleiter Philipp Hahn. Bei den aktuellen Temperaturen liege die Überlebenschance im Falle eines Schiffbruchs weit unter 24 Stunden. »Wir sind unglaublich froh, dass wir sie noch rechtzeitig gefunden haben«, so Hahn.
Die fünf Länder Italien, Malta, Spanien, die Niederlande und Deutschland weigerten sich bislang, die Geretteten aufzunehmen. Sea-Watch-Sprecher Ruben Neugebauer sagte dem Evangelischen Pressedienst, das Schiff befinde sich zwischen Malta, Italien und Libyen. Er appellierte besonders an Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), eine Aufnahme nicht für populistische Zwecke zu blockieren. Sobald eine Zusage aus Deutschland vorliege, könnten die Menschen in Malta an Land gebracht werden.
Mehr als 30 deutsche Städte und mehrere Bundesländer hätten sich zur Aufnahme von Mittelmeerflüchtlingen bereiterklärt. Neugebauer nannte etwa Berlin, Hamburg, Köln, Bremen und Schleswig-Holstein. Der Einsatzleiter der Sea-Watch 3, Phillip Hahn, sorgt sich um die Geretteten: »Wir sind gut ausgerüstet, aber der Winter auf dem Mittelmeer mit seinen Wetterumschwüngen fordert seinen Tribut von unseren ohnehin schon geschwächten Gästen.«
Laut Neugebauer hat die »Sea-Watch 3« am Donnerstag von der Leitstelle in Rom einen neuen Hinweis auf einen weiteren Seenotfall erhalten. Es sei aber noch nicht ganz klar, wo sich das Schiff befinde. Für kurze Zeit könne das Rettungsschiff weitere Menschen aufnehmen.
Die »Sea-Watch 3« gehört den Angaben zufolge zusammen mit den Suchflugzeugen »Moonbird« und »Colibri« sowie der spanischen »Open Arms« und der deutschen »Sea-Eye 2« zu den derzeit einzigen aktivien zivilen Seenotrettungsfahrzeugen auf dem Mittelmeer. Erst seit Ende November ist die »Sea-Watch 3« wieder für Such- und Rettungseinsätze vor der nordafrikanische Küste im Einsatz. Zuvor war das Schiff mehr als drei Monate von maltesischen Behörden wegen Zweifeln an einer ordnungsgemäßen Eintragung ins Schiffsregister am Auslaufen gehindert worden. epd/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.