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  • Seenotrettung im Mittelmeer

Rettungen mit rauem Gegenwind

Die zivile Seenotrettung ist zurück im Mittelmeer, doch Europa blockiert die Organisationen weiter

  • Fabian Hillebrand
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein Flüchtlingsschiff der Organisation Proactiva Open Arms mit mehr als 300 Menschen an Bord ist am Freitag in einem Hafen nahe der südspanischen Stadt Algeciras eingetroffen. Die »Open Arms« erreichte gegen 08.30 Uhr die Bucht von Gibraltar und legte eine halbe Stunde später im Hafen der Gemeinde San Roque an.

Spanien hatte sich vor Weihnachten zur Aufnahme der im Mittelmeer geretteten Flüchtlinge bereiterklärt, nachdem Italien und Malta dies abgelehnt hatten. Libyen, Frankreich und Tunesien reagierten damals nicht auf die Bitte des Schiffes um Einfahrt in ihre Häfen.

»Guten Morgen, 'Open Arms' befindet sich bereits in der Bucht von Gibraltar und steuert den einzigen für sie im Mittelmeer zugänglichen Hafen an«, erklärte der Gründer der spanischen Hilfsorganisation, Óscar Camps, auf Twitter kurz vor Einlaufen seines Schiffs im Hafen. Dort sollten die Flüchtlinge zunächst vom Roten Kreuz versorgt und von der Polizei überprüft werden, bevor sie in Aufnahmelager kommen.

Derweil sucht das deutsche Rettungsschiff »Sea-Watch 3« weiter nach einem Aufnahmeland für 32 im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge. »Das Schiff bleibt im Mittelmeer gestrandet«, erklärte die Berliner Organisation Sea-Watch. Die Geflüchteten seien am Samstag vor dem Ertrinken gerettet worden und hätten Weihnachten auf See verbringen müssen. Darunter seien vier Frauen, drei unbegleitete Minderjährige und ein Baby. Man hoffe dringend auf eine Lösung vor dem Jahreswechsel. Phillip Hahn, Missionsleiter von Sea-Watch 3, sagte, das Schiff »habe seit sechs Tagen keinen sicheren Hafen. Wir sind gut ausgestattet, aber der Winter im Mittelmeer mit seinem verräterischen Wetter fordert die ohnehin geschwächten Menschen. Europa muss jetzt Verantwortung übernehmen, und Deutschland sollte mit gutem Beispiel vorangehen.«

Die »Sea-Watch 3« gehört den Angaben zufolge zusammen mit den Suchflugzeugen »Moonbird« und »Colibri« sowie der spanischen »Open Arms« und der deutschen »Sea-Eye 2« zu den derzeit einzigen aktivien zivilen Seenotrettungsfahrzeugen auf dem Mittelmeer. Die »Sea-Eye 2« traf am Morgen des 28. Dezembers im Rettungsgebiet ein. Gegenüber »nd« betonte Gorden Isler, er sei froh, dass nach fünf Monaten harter Arbeit das Schiff nun endlich wieder im Mittelmeer sei. Es hatte vorher diverse Schwierigkeiten mit den spanischen Behörden gegeben. »Als das Schiff schlußendlich ablegte, waren wir sehr erleichtert«, sagt Isler. Er betont aber auch: »Wir sind momentan mit zwei Schiffen in einem Suchgebiet tätig, das viel größer ist, als zum Beispiel die deutsche Küste. Klar ist, wir sind immer noch zu wenig.« Das Schiff fährt inzwischen unter deutscher Flagge. »Das ist wichtig, um auch Deutschland mit an den Tisch zu holen, mit in Verantwortung zu nehmen«, sagt Isler. Er sieht die Seenotrettung immer noch in einer heiklen Situation: Unter anderem der entmenschlichende Diskurs über Geflüchtete und Seenotretter habe dazu geführt, dass die Seenotretter längst nicht mehr so gut aufgestellt sind, wie einst. »Wir denken von Mission zu Mission, ob wir genügend Gelder für 2019 zusammenbekommen, ist noch nicht sicher«.

In diesem Jahr kamen nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bereits mehr als 100.000 Menschen über das Mittelmeer nach Europa. Etwa 2100 Menschen kamen dabei ums Leben. Schiffe, die Flüchtlinge im Mittelmeer vor dem Ertrinken retten, werden immer häufiger abgewiesen.

Lesen Sie auch: Der Preis der Abschottung: Nur 166.000 Menschen haben in Deutschland Asyl beantragt. Kein Grund zur Freude, denn diese Politik fordert ihre Opfer.

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