Verbrechen systematisch aufgearbeitet

Über die »Instanz für Wahrheit und Würde«

  • Simon Kremer, Tunis
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.

Die Verbrechen der Diktatur stehen sauber aneinandergereiht in Tausenden Pappordnern, sie stapeln sich bis hoch an die Decke. 62 000 Dossiers sind es insgesamt, eines der Metallregale ist unter der Last schon eingeknickt. In den Dokumenten wird beschrieben, wie unliebsame Tunesier einst wie Grillhähnchen an Stangen aufgehängt und gefoltert wurden. Wie ihnen die Genitalien mit Säure verstümmelt wurden. Wie sie bei lebendigem Leib mit kochendem Wasser verbrüht wurden.

Zum ersten Mal hat mit Tunesien ein arabisches Land systematisch die Verbrechen vergangener Diktaturen aufgearbeitet und 54 besonders gravierende Fälle an die Justiz übergeben. Viereinhalb Jahre hat die »Instanz für Wahrheit und Würde« (IVD) Zehntausende Interviews geführt...


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