- Kultur
- Einar Schleef
O höchste Lust der Intensität
Er machte allen Beine: Eine Erinnerung an den großen Einar Schleef
Junge Männer umlaufen das Bühnenrund, nackt in rotes Fahnentuch gewickelt, wie man Menschen mit einer Idee einwickelt. Wenn sie plötzlich stürzen, wird das Aufschlagen der Fahnenstangen zum Gewehrfeuer-Stakkato. Ein Zug von Nackten verschwindet unendlich langsam im Bühnenhintergrund. In quälend langer Schleife singt der Chor dieser Männer Brecht: »Aber als er zur Wand ging, um erschossen zu werden«.
Unvergesslich, wie so viele Bilder. Die Revolutions-Elegie »Verratenes Volk« nach Döblin und Trolle, vor nahezu zwanzig Jahren am Deutschen Theater. Bühnenkunst als oratorischer Klotz. Eine orgiastische rezitative Dehnung. Eine Walze. Aber genau besehen: Theater einer schönen Seele. Einar Schleef hielt in seiner Kunst den freien Fall aus. Sein Geist, gefangen in Trauer, blieb dennoch frei für zahllose Eindrücke, die in den Panoramen der Geschichte zu sammeln sind.
Der Deutsche aus Sangerhausen, ein Wundgelebter durch und durch. Ge...
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