6000 Pflanzensorten

nd-Solidaritätsslogan in Simbabwe schon verinnerlicht

  • Stefanie Wurm, WfD
  • Lesedauer: 2 Min.
Roter Mais hält die Affen von den Feldern fern.
Roter Mais hält die Affen von den Feldern fern.

Simbabwe kriselt einmal mehr. Bei Protesten gegen die drastische Erhöhung der Kraftstoffpreise starben Anfang dieser Woche mehrere Menschen. Demonstranten hatten Barrikaden errichtet und Geschäfte geplündert. Jetzt bleiben viele Läden geschlossen. Die Regale sind seit Wochen leer. Die Regierung hat das Internet abgestellt. Es gibt kein Bargeld mehr. Wer sich selbst versorgen kann, ist klar im Vorteil. Doch müssen auch diese Familien Schulgebühren bezahlen oder Öl zum Kochen zu kaufen. Ganz ohne Geld geht es nicht.

Wie wichtig die Kontrolle über Ressourcen wie Wasser, Land und Saatgut, oder der Zugang zu Märkten, Wissen und Kapital ist - das erleben die Menschen in Simbabwe in diesen Tagen auf erbarmungslose Weise. Umso wichtiger ist es, sich selbst zu organisieren. Beispiel Saatgut: Im östlichen Bergland Simbabwes arbeiten der Weltfriedensdienst und die Kleinbauernorganisation TSURO zusammen für Ernährungssouveränität und den gemeinschaftlichen Schutz der Ressourcen.

In unserem Projektgebiet gibt es mehrere lokale Saatgutgruppen, die gemeinsam 6000 Sorten von 53 zum Teil Jahrhunderte alten Nutzpflanzen erhalten haben. Dank der Vielfalt des lokalen Saatguts sind die Familien nicht auf den Kauf teuren Saatguts angewiesen. Wenn die Frauen einer Saatgutgruppe zusammenkommen, geht es um Trainings und Austausch bei der Gewinnung von sortenreinem und leistungsfähigem Saatgut und seine Lagerung. Es geht um den Vergleich von Erträgen bestimmter Sorten, um Tausch und Vermarktung. Wie sind die Erfahrungen mit neuen Nutzpflanzen wie Fingerhirse? Was ist eine ausgewogene Ernährung? Und, wichtig in bargeldlosen Zeiten: Wie kann Pflanzenöl selbst hergestellt und so auf dessen Zukauf verzichtet werden? Diese Saatgutgruppen, die es mittlerweile im ganzen Distrikt gibt, sind ein wichtiger Baustein für eine selbstbestimmte Ernährung.

»Teilen macht satt« - diesen Gedanken der nd-Solidaritätsaktion haben die Familien in unserem Projektgebiet längst verinnerlicht und umgesetzt.

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