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Bypass für Verkehrsadern am BER
Studie der IHK Cottbus fordert deutlich bessere Anbindung der wachsenden Flughafenregion
Als Landräte und Bürgermeister von Gemeinden und Berliner Bezirken im Flughafenumfeld vor gut drei Jahren vor einem der Region drohenden Verkehrsinfarkt warnten, hatten Politik und Flughafengesellschaft das als »völlig unbegründet« zurückgewiesen. Dabei war eine vom Dialogforum Airport Berlin Brandenburg Ende 2016 vorgelegte Studie des Planungsbüros Jahn, Mack & Partner zu dem Schluss gekommen, dass mit der BER-Eröffnung »Handlungsbedarf besteht, vor allem bei der Ertüchtigung der Verkehrsinfrastruktur«.
Anderthalb Jahre vor der für Herbst 2020 avisierten Inbetriebnahme des Hauptstadtflughafens, hat die regionale Wirtschaft nachgelegt und mit aktuellen Zahlen den Druck auf die Entscheidungsträger erhöht. In einer am Mittwoch in Potsdam vorgestellten »Verkehrs- und Engpassanalyse zur Flughafen- und Flughafenumfeldanbindung« ließ die Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus die Verkehrsentwicklung in der länderübergreifenden Flughafenregion untersuchen. IHK-Geschäftsführer Marcus Tolle betonte dabei mit Blick auf Südbrandenburg: »Wir setzen ungeachtet der Probleme am BER vor allem auf die Chancen des Flughafenstandortes für die Region als Wachstumsmotor vor der eigenen Haustür.«
- Berlins Flughäfen Tegel und Schönefeld (Alt) fertigten 2018 insgesamt 34,72 Millionen Fluggäste ab. Nach Inbetriebnahme des BER 2020 verlagert sich das gesamte Aufkommen an den Standort Schönefeld (2018: 12,2 Millionen) und steigt bis 2040 auf 55 Millionen Passagiere pro Jahr.
- Die Bevölkerungszahl in der Flughafenregion wächst laut Prognose von rund 238 000 (2018) in Brandenburg bis 2040 um 33 000, inklusive der südlichen Randgebiete von Berlin sogar um 67 000 bis 80 000.
...Anlass für die Studie war, dass sich das Passagieraufkommen der Berliner Flughäfen weit positiver entwickelt habe als einst prognostiziert, sagte IHK-Vize Jens Krause. »Die bisherigen Planungen stützten sich auf eine überholte Datenbasis.« Und er verwies darauf, dass die beiden Berliner Flughäfen 2018 zusammen knapp 35 Millionen Fluggäste abgefertigt haben. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass im Umfeld des neuen Airports bis 2040 rund 135 000 neue Arbeitsplätze entstehen und sich 67 000 zusätzliche Einwohner in Flughafennähe ansiedeln könnten.
»Angesichts der langen Planungs- und Realisierungszeiten von Verkehrsprojekten müssen jetzt Maßnahmen eingeleitet werden, damit die Verkehrssituation in Zukunft beherrschbar bleibt«, forderte Tolle.
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Ein starker Anstieg der Fahrgastnachfrage wird im Öffentlichen Personenverkehr, vor allem im Bahnverkehr, erwartet. Dabei würden Pendler den Flughafenbahnhof verstärkt als Umsteigebahnhof nutzen. Linien wie der RE2 und RE4, auf denen die Züge bereits jetzt in Spitzenzeiten voll sind, müssten nachgerüstet werden. Spätestens 2040 werde auch die Busverbindung nach Berlin (X7, X71) überlastet sein. Zudem reichten die Kapazitäten im regionalen Busverkehr nicht aus.
Was zur Verbesserung der Anbindung des BER dringend zu tun sei, haben die Verfasser in einem »16-Punkte-Maßnahmenkatalog« aufgelistet. Darin wird zur Optimierung des Verkehrsflusses auf Steuerungsmöglichkeiten und Bypass-Lösungen für beide Autobahnen sowie den raschen Ausbau des Schienenverkehrs als Möglichkeit zur Entlastung der Straße orientiert. Als sinnvoll bezeichneten die Experten auch Überlegungen zum Ausbau der U-Bahnlinie U7 über Rudow hinaus bis zum BER.
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