- Politik
- James Dyson
Brexit-Flüchtling
Der »Steve Jobs der Haushaltsgeräte« und Brexit-Unterstützer James Dyson zieht nach Singapur
Was haben ein händetrocknender Wasserhahn, ein beutelloser Staubsauger und ein Ventilator ohne Rotorblätter gemeinsam? Ja richtig, sie alle wurden vom Tüftler James Dyson, pardon!, Sir James Dyson, erfunden. Der mehrfache Milliardär hat sein Vermögen buchstäblich aus Luft gemacht, das »Forbes Magazine« zählte ihn etliche Male zu den 1000 reichsten Menschen.
Dabei scheint der gebürtige Engländer nicht viel mehr zu tun, als das Rad ständig neu zu erfinden. Er nimmt etwas, das bereits existiert, macht es schneller, kleiner, leichter, effizienter. So auch Mitte der 80er Jahre, als er den Staubsauger ohne Beutel entwickelte - in der heimischen Garagenwerkstatt. Fünf Jahre und 5127 Prototypen hat er dafür gebraucht. Heute ist die nach ihm benannte Firma Weltmarktführer, die günstigsten Staubsaugermodelle beginnen bei etwa 300 Euro. Vielleicht deshalb gilt der 2007 geadelte Visionär auch als »Steve Jobs der Haushaltsgeräte«. Seine Produkte sind sozusagen die iPhones unter den Staubsaugern. Sein neuster Coup: ein eigenes Elektroauto.
Dysons Einfallsreichtum hat ihn in der Vergangenheit zum britischen Liebling gemacht. Nun aber verlagerte er die Zentrale des Staubsaugerimperiums nach Singapur, nur wenige Wochen vor Ablauf der Brexit-Frist. Dyson ist sicherlich nicht der erste Konzern, der von der Insel flieht. Allerdings: Der 71-jährige studierte Möbeldesigner und Innenarchitekt war einer der prominentesten Verfechter des EU-Austritts, hatte ihn gar als »wunderbare Chance« bezeichnet.
Von der britischen Opposition kam denn auch heftige Kritik am Umzug. Wes Streeting (Labour) warf Dyson Heuchelei vor: Er habe kein Verantwortungsgefühl gegenüber seinem Land. Dyson selbst äußerte sich nicht zu den Plänen. Das Unternehmen erklärte jedoch, Grund für den Umzug sei die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung Asiens. Als »atemberaubende Scheinheiligkeit« bezeichnete hingegen Layla Moran (Liberaldemokraten) den Schritt. »James Dyson kann sagen, was er will, aber er gibt Großbritannien auf.«
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.