Maduro in Not

Neue Sanktionen aus Washington bringen Venezuelas Präsident in schwere Bedrängnis

  • Tobias Lambert
  • Lesedauer: 3 Min.

Am Montag verhängte die US-Regierung Sanktionen gegen den staatlichen venezolanischen Erdölkonzern PDVSA und ließ dessen Konten in den USA sperren. Einnahmen dürfen fortan nur noch auf Sperrkonten fließen. Es ist damit zu rechnen, dass die blockierten Gelder bald zu Juan Guaidó umgeleitet werden sollen, den die USA am 23. Januar als Interimspräsidenten Venezuelas anerkannt hatten. Maduro kündigte an, »den Besitz und den Reichtum« der PDVSA-Tochter Citgo in den USA »verteidigen« zu wollen. Sollten die USA mit ihrer Blockade erfolgreich sein, wäre die venezolanische Regierung wohl auf weitere Kredite aus China und Russland angewiesen.

Ein Foto heizte indes die Spekulationen um eine mögliche militärische Intervention an. Am Rande einer Pressekonferenz im Weißen Haus knipsten Journalisten einen Zettel in den Händen des Nationalen Sicherheitsberaters von US-Präsident Donald Trump, John Bolton. Darauf war unter anderem die Notiz »5000 Soldaten nach Kolumbien« zu lesen. Dass eine militärische Option auf dem Tisch liegt, ist kein Geheimnis. Bereits im September vergangenen Jahres hatte Trump dies betont und dieser Tage nochmals bekräftigt. In den Nachbarländern Venezuelas, Kolumbien und Brasilien, regieren mit Iván Duque und Jair Bolsonaro jeweils ul-trarechte Präsidenten, die militärischen Operationen zum Sturz Maduros wohl kaum abgeneigt sind. Laut Informationen der Nachrichten- und Presseagentur AP hatte Guaidó seine Pläne einer von Massendemonstrationen flankierten Selbstvereidigung als Interimspräsident bereits im vergangenen Jahr mit Vertretern der USA, Brasiliens und Kolumbiens abgesprochen.

Maduro zeigte sich am Montag demonstrativ mit der venezolanischen Militärführung, die ihm weiterhin den Rücken stärkt. Verteidigungsminister Vladimir Padrino Lopéz bezeichnete Guaidós Aufrufe an das Militär, ihn als Interimspräsidenten anzuerkennen, als »großen Fehler«. Seine Institution werde Venezuela »gegen jeden Angriff verteidigen.«

In der polarisierten Debatte weniger hörbar sind linke Kritiker der Regierung Maduro, die meist selbst aus dem Chavismus stammen. Dazu zählt etwa die »Bürgerplattform zur Verteidigung der Verfassung«, in der sich mehrere ehemalige Minister unter Chávez sowie Akademiker und Aktivisten zusammengeschlossen haben. Die Gruppe fordert zur Überwindung der aktuellen Krise einen Dialog zwischen Regierung und Nationalversammlung und ein verbindliches Referendum über die Frage, ob alle staatlichen Gewalten neu besetzt werden sollen oder nicht. In die gleiche Richtung geht eine internationale Erklärung, in der sich zahlreiche venezolanische und internationale Erstunterzeichner für ein Ende der Eskalation aussprechen. Initiiert hat diese unter anderem der linke Soziologe Edgardo Lander, der auch Mitglied der »Bürgerplattform« ist. Beide Initiativen kritisieren sowohl die Regierung Maduro als auch die Selbstvereidigung Guaidós und die Einmischung von außen. Die Bevölkerung solle über die nähere Zukunft »demokratisch und von unten« entscheiden, und dabei »an die Prozesse der Demokratisierung anknüpfen, welche die bolivarianische Revolution in ihren Anfängen aufgebaut« habe, heißt es in der Erklärung, die am Montag auf der Webseite rebelion.org veröffentlicht wurde. »Wir unterstützen die in Venezuela formulierten Vorschläge für einen verhandelten Ausweg«. Dieser müsse auf »friedliche und verfassungsmäßige« Weise erfolgen.

Weder Guaidó noch die USA scheinen bisher jedoch gewillt, in Verhandlungen zu treten oder ein Verbleiben von Maduro im Amt zu tolerieren. Einen Vermittlungsvorstoß der neutralen Regierungen Mexikos und Uruguay hatte Guaidó am Wochenende zurückgewiesen. Kommentar Seite 10

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.