Nicht auf allen Vieren
Christoph Hein, ein Gruselmärchen und die ganze halbe Wahrheit. Von Hans-Dieter Schütt
Was denn, Christoph Hein wurde nicht verhaftet? Obwohl er in der DDR die Zensur anklagte, laut und öffentlich, auf einem Schriftstellerkongress? Kein Gefängnis? Dann habe der Autor seine Rede nicht 1987, sondern erst nach der Wende gehalten. Schlussfolgerten Studenten unlängst gegenüber ihrem Germanistik-Professor. Wie sie darauf kämen? »Weil sie ja den Film ›Das Leben der Anderen‹ gesehen hätten.« Erzählte der Professor dem Schriftsteller, und man sei »nach diesem Seminar in Unfrieden voneinander geschieden«. So steht es in Heins Buch »Gegenlauschangriff«. Die »Süddeutsche Zeitung« druckte vorab. Hein setzt sich mit dem Film von Florian Henckel von Donnersmarck auseinander. Er mag den 2006 entstandenen Welterfolg nicht: »ein Gruselmärchen«. Um Wirkung zu erzielen, würden »edle Helden und teuflische Schurken benötigt«. DDR wie immer: Sie erschöpft sich im sozio-politischen Muster aus Tätern, Opfern, Mitläufern. Nur Tendenz statt Leben.
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