Ignorierter Völkermord

Ein internationales Projekt geht den Morden der deutschen Besatzer an ukrainischen Roma nach. Es stößt auf Verbrechen und Widerstand, Kollaboration und Hilfe

  • Frank Brendle
  • Lesedauer: ca. 9.0 Min.

Gemessen an der Monstrosität des Völkermordes sind die meisten Erinnerungszeichen - so es sie überhaupt gibt - grotesk bescheiden: Am Rande eines Feldweges in der Nähe von Lubny, einer Kleinstadt auf halber Strecke zwischen Kiew und Charkiw, versammeln wir uns vor einem unscheinbaren Holzkreuz, das an die Gräuel durch die deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg erinnert. Es wurde vor wenigen Jahren von der örtlichen Kosaken-Organisation gestiftet.

»Als wir bei unserer Untersuchung ein paar Mal mit dem Spaten schaufelten, stießen wir auf Kinderschädel«, berichtet Kosaken-Chef Sergij Timoschenko. Obwohl die Dorfbevölkerung Bescheid wusste, sei das Massengrab in der Sowjetzeit ignoriert worden. Die Überreste von Kriegsgefangenen, Juden und Roma liegen hier bis heute. »Hier hat man auf Menschenknochen Kartoffeln angebaut.«

An der Einweihung des Kreuzes hätten Vertreter von 30 zivilgesellschaftlichen Organisationen teilgenommen. V...


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