Die Welt erkaltete, der Mensch verblich

Zum 150. Geburtstag der Else Lasker-Schüler: Das Gedichtbuch für Hugo May

Sie hatte einen Koffer entdeckt, einen sehr großen Koffer, und sie wusste gleich, der würde ihr helfen. Für ihre geplante Reise nach Paris könnte er alles fassen, was sie auf ihre neun Taschen verteilt hatte. Am 6. Juni 1933, gleich nach Pfingsten, schrieb sie dem »lieben hochverehrten Herrn Dr. Ittmann« in der fünften Etage des Züricher Warenhauses Julius Brann einen Brief. Sie wolle den Koffer, der wohl 58 Franken kosten würde, auf Abzahlung kaufen, schrieb sie, und 10 Franken anzahlen. Den Rest könne sie vielleicht schon in einem Monat begleichen. Sie wünschte, dass das Haus Brann Vertrauen zu ihr hätte und dass der Herr Dr. Ittmann (»Ich hoffe, Sie kennen mich so weit«) für sie sprechen würde. Und schloss mit lieben Grüßen: »Ihre traurige Else Lasker-Schüler«.

Fünf Tage später nahm sie den Koffer in Empfang. Nun hatte sie wenigstens dieses »Schreib-Kofferhaus«, in dem sie ihre wenigen Habseligkeiten unterbringen konnte. Sonst hatte ...


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