Sammeln, was vom Tage übrig blieb

Berlinale-Forum: Thomas Heises »Heimat ist ein Raum aus Zeit« erzählt eine Familiengeschichte als Jahrhundertgeschichte

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Jedes Werk, das entsteht, schöpft aus verborgenen Quellen, nicht selten sind es Lebenswunden. Diese bestimmen dann die Form, in der jemand sich ausdrückt. Bei Thomas Heise (Jahrgang 1955) ist es eine Form des Sammelns von etwas, das vom Tage übrig blieb. Das ist oft bloßes Fragment, mitunter sogar einfach Schutt, unverwertbarer Rest. Aber eben nicht als Fundament, auf dem man dann etwas baut, das sich stolz zum Himmel erhebt. Nein, keine Botschaften, keine höheren Synthesen. Es bleibt am Boden, verweigert sich jeder vereinheitlichenden Ordnung.

Einer der wichtigsten Filme von Thomas Heise, in dem sich Biografisches mit dem Alltag in der DDR wie der Nachwendezeit mischt, heißt darum auch »Material« (2009). Ungeformtes, Ungeschöntes in der empirischen Unstimmigkeit, die ein anderes Wort für Leben ist - und auch für Geschichte?

Wer auf diese Weise Filme macht, die wie ungeschnitten wirken (aber natürlich geschnitten sind, wenn auch dem min...


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