Dresden: AfD gedenkt auch mit Neonazis

11.500 Menschen beteiligen sich an Menschenkette / AfD und Neonazis legten Kränze am Heidefriedhof und am Altmarkt nieder

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Dresden. Mit einer Menschenkette haben tausende Dresdner am Mittwoch ein Zeichen für Versöhnung und Toleranz gesetzt. An der Aktion beteiligten sich nach Angaben der Stadtverwaltung rund 11.500 Menschen. Dresden erinnert jedes Jahr am 13. Februar mit einem Gedenktag an die Opfer des Zweiten Weltkrieges und an die Zerstörung der Stadt 1945.

In diesem Jahr stand das Gedenken im Zeichen der 60-jährigen Städtepartnerschaften Dresdens mit Coventry (Großbritannien) und Breslau (Polen). Gäste aus beiden europäischen Städten beteiligten sich unter anderem an der Menschenkette. Hand in Hand bildeten die Teilnehmer einen Ring um die Altstadt, um diese symbolisch zu schützen.

Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) reihte sich in die Kette ein. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter erklärte er: Es gelte, »Hand in Hand die Erinnerungen wachzuhalten und gleichzeitig deutlich ein Signal aus der Mitte der Gesellschaft heraus zu senden gegen die Instrumentalisierung des 13. Februar durch Rechtsextremisten«. Zuvor hatte Kretschmer jedoch Kritik für einen Tweet geerntet, in welchem er mahnt, »an die Opfer der furchtbaren Bombardierung Dresdens vor 74 Jahren« zu erinnern. Der stellvertretende Ministerpräsident Martin Dulig (SPD) sagte, die Botschaft von Frieden und Versöhnung dürfe nicht 1945 stehenbleiben und müsse mehr denn je in die Gegenwart weiter getragen werden.

Die Polizei zog eine positive Bilanz. Der Tag sei friedlich verlaufen; die Veranstaltungen hätten »ganz im Zeichen des stillen Gedenkens« gestanden. Der Einsatz von 800 Polizisten habe sich auf mehrere Veranstaltungen im Stadtzentrum konzentriert. Dresden wurde am 13. Februar 1945 und in den Tagen danach bei Luftangriffen der Alliierten schwer beschädigt. Bis zu 25.000 Menschen kamen dabei ums Leben. Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) erinnerte an die Opfer des Zweiten Weltkrieges nicht nur in Dresden, sondern auch in Coventry und Breslau und anderen europäischen Städten. Er unterstrich die Bedeutung der Städtepartnerschaften bis heute, die auf Versöhnung aufgebaut seien. In Europa gebe es in der Gegenwart aber auch »Versöhnungslücken«, die es zu schließen gilt, sagte Hilbert.

Zuvor hatte auch Frauenkirchenpfarrer Sebastian Feydt die langjährige Partnerschaft zwischen Dresden und Coventry gewürdigt. Bei einem Friedensgebet betonte er, 1959, nur wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, sei es nicht selbstverständlich gewesen, eine solche Städtepartnerschaft zu begründen. Im Prozess der Versöhnung zwischen einst verfeindeten Nationen seien gerade Christen vorangegangen.

Die Fördergesellschaft der Frauenkirche hatte zum stillen Gedenken auf den Neumarkt eingeladen. Besucher nutzten die Gelegenheit, um Kerzen zur Mahnung und Erinnerung abzustellen. Zum Zeitpunkt des ersten Angriffs auf Dresden am 13. Februar 1945, um 21.45 Uhr, erklangen alle Kirchenglocken der Elbestadt. Begleitet wurde der Dresdner Gedenktag von Aktionen einiger Rechtsextremisten und Rechtspopulisten. Auf dem Heidefriedhof hatten Vertreter der Jungen Alternative, der Jugendorganisation der AfD, einen Kranz niedergelegt. Auch Mitglieder der NPD waren vor Ort.

Die AfD-Bundestagsfraktion und der AfD-Kreisverband Görlitz lehnten Kränze an den Gedenkstein auf dem Altmarkt vor der Kreuzkirche. Dort waren nach den Angriffen der Alliierten im Februar 1945 die Leichname von Tausenden Opfern verbrannt worden. Am Abend hielt die AfD eine Kundgebung auf dem Altmarkt ab, auch hier waren offenbar Neonazis anwesend.

Wie die Polizei mitteilte, versammelten sich in der unmittelbaren Nähe etwa 40 Personen zum Protest. »Dies wurde von der Versammlungsbehörde als Spontanversammlung eingeordnet und ein Kundgebungsort in der näheren Umgebung zugewiesen«, hieß es. Die Personen hätten diese Aufforderung ignoriert. Die Versammlung wurde daraufhin aufgelöst.

Für Freitagabend haben Rechtsextremisten einen Aufmarsch in Dresden mit 500 Teilnehmern angemeldet. Das Bündnis »Dresden Nazifrei« kündigte Proteste dagegen an. Bis vor wenigen Jahren war Dresden ein wichtiger Treffpunkt der europäischen Neonazisszene. Dort fand einer der größten Aufmärsche der extremen Rechten statt - in »Gedenken an den Bombenholocaust« (NPD) der Allierten zwischen dem 13. und 15. Februar 1945. Damals gingen tausende Antifaschisten gegen die jährlichen Aufmärsche der Geschichtsrevisionisten auf die Straße und versuchten diese unter anderem mit Sitzblockaden zu stoppen. Am Ende mit Erfolg. epd/nd

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