• Berlin
  • Bündnis für Mobilität

Vernetzt von A nach B

Berliner Verkehrsbetriebe stellen neues Bündnis für Mobilität vor

  • Rainer Balcerowiak
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sorgen seit einiger Zeit vor allem für Negativschlagzeilen. Eine ruinöse Sparpolitik hat das landeseigene Unternehmen teilweise an den Rand der Betriebsfähigkeit geführt. So sorgt der betagte Fuhrpark der U-Bahn für erhebliche Einschränkungen, Besserung ist erst in einigen Jahren zu erwarten. Dazu kommt der große Personalmangel, der nicht zuletzt der vergleichsweise schlechten Bezahlung der Mitarbeiter geschuldet ist.

Doch man will den Blick optimistisch nach vorne richten. Und so präsentierte die BVG-Vorstandsvorsitzende Sigrid Nikutta am Montag im Betriebshof in der Müllerstraße ein neues »Bündnis für Mobilität«, welches sie als »wirklich großen Schritt« und sogar als »Meisterstück« pries.

»Jelbi« lautet in Anlehnung an den Berliner Dialekt der Markenname des Projekts. Es diene dem mittel- bis langfristigen Ziel, einfache, vernetzte Verbindungen von A nach B, quer durch die ganze Stadt unter Einbeziehung aller Mobilitätsträger zu ermöglichen, erläuterte Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) die Zielrichtung.

Herzstück von »Jelbi« soll eine neue Smartphone-App sein, die von der Firma Trafi entwickelt wird. Diese hat bereits für die litauische Hauptstadt Vilnius eine Mobilitätsplattform aufgebaut. Für die Verbindungssuche werden dort neben den klassischen Angeboten der BVG (Bus, Straßenbahn, U-Bahn und Fähre) und der S-Bahn auch weitere Anbieter integriert. Dazu gehören unter anderem Rufbusse, Taxidienste, Car-Sharing-Unternehmen sowie Verleiher von Fahrrädern und Motorrollern mit elektrischem Antrieb. Über die App können diese Angebote außerdem jeweils gebucht werden. Für die Zukunft gibt es Überlegungen, neue Mobilitätszeitkarten einzuführen, um die Nutzung der verschiedenen Angebote zu pauschalieren. Dies müsse aber letztendlich der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) entscheiden, dämpfte BVG-Finanzvorstand Henrik Haenecke die Erwartungen auf eine schnelle Realisierung.

Als sozusagen analoger Zwilling der Digitalplattform sollen »Mobilitäts-Hubs« das zweite Standbein von »Jelbi« bilden. An Standorten in der unmittelbaren Nähe von U-Bahnhöfen und Busverkehr-Knotenpunkten sollen die zusätzlichen Angebote verfügbar sein, ferner soll es dort E-Ladestationen, Fahrradparkplätze, sanitäre Einrichtungen und kleine Imbissangebote geben. Ein erstes Pilotprojekt soll noch in diesem Herbst in der Gitschiner Straße in Kreuzberg unweit der U-Bahnstation Prinzenstraße entstehen. Realisiert wird es von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewobag.

Gerade in einer schnell wachsenden Metropole hätten Mobilitätsangebote jenseits des motorisierten Individualverkehrs eine zentrale stadtplanerische Bedeutung, betonte Gewobag-Vorstand Snezana Michaelis. Man verspreche sich von diesem Pilotprojekt daher wichtige Erfahrungen für die Infrastrukturplanungen bei größeren Neubauvorhaben. Denn »die Zeit der autogerechten Stadt ist vorbei«, erklärte Michaelis.

Auch die beiden nächsten Hubs entstehen auf Gewobag-Flächen, am U-Bahnhof Jakob-Kaiser-Platz in Charlottenburg sowie am Straßenbahnknoten LandsbergerAllee/Petersburger Straße in Friedrichshain. Für den weiteren Ausbau laufen bereits »intensive Gespräche mit mehreren Bezirken«, versicherte die BVG-Vorstandsvorsitzende Nikutta.

Haenecke räumte ein, dass sich »Jelbi« zum jetzigen Zeitpunkt nur auf die Innenstadt bezieht. Es handele sich um eine zweieinhalbjährige »Pilotphase«, die man nutzen wolle, um mehr über die Wünsche der Kunden zu erfahren. Auf dieser Basis könnten dann weitere Schritte eingeleitet werden. Dabei würde auch die Anbindung von Außenbezirken bis hin zu Randgemeinden im Umland Berlins eine wichtige Rolle spielen.

Ob »Jelbi« sich, wie von Nikutta angekündigt, als »Meisterstück« entpuppen wird, bleibt also abzuwarten. Ohnehin wird man das Unternehmen in nächster Zeit vor allem daran messen, wie es die gravierenden Betriebsprobleme meistert.

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