Klare Botschaft gegen den Brexit

Berlin und London unterzeichneten einen Vertrag für eine neue Wirtschaftspartnerschaft

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist ein Treffen mit großem Symbolcharakter. Überschattet vom ungewissen Ausgang des Brexits, des Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union, haben am Montag hoch über den Dächern Berlins im 20. Stock eines Hochhauses am Potsdamer Platz der Senat und die Stadtregierung von London eine Vereinbarung zur Vertiefung der Geschäftsbeziehungen unterzeichnet. »Wir stärken die Partnerschaft mit London«, sagte Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne).

Der angereiste stellvertretende Bürgermeister der Themse-Metropole, Rajesh Agrawal, erklärte: »London ist eine stolze europäische Stadt - und wird immer eine europäische Stadt bleiben.« Und: Er sei gekommen, für eine klare Botschaft, dass London nämlich offen sei. Durch die neu begründete Partnerschaft sollen der Handel und die Investitionen zwischen den beiden Hauptstädten gefördert werden. Vor allem geht es um die schnell wachsenden jungen Unternehmen, insbesondere im Bereich der sogenannten Fintechs, also jenen Unternehmen, die mit technologischen Innovationen bei Finanzprodukten tätig sind. Um die Partnerschaft zu verstetigen, gibt es seit Montag auch ein ständiges Büro von London Partners in Berlin.

Berlin und das Vereinigte Königreich
  • Dass Berlin mit London eine wirtschaftliche Kooperation beschließt, ist vor dem Hintergrund der engen Verflechtung der Städte zu sehen. Der britische Markt ist für Berliner Unternehmen wichtig, er rangiert unter den Top 10. Im Jahr 2017 betrug das gesamte Handelsvolumen zwischen Berlin und Großbritannien rund 1,2 Milliarden Euro – trotz Brexit-Referendums gab es ein Plus von elf Prozent.
  • Berliner Unternehmer kooperieren nicht nur bei den Start-Ups mit Londoner Firmen, sondern beliefern das Vereinigte Königreich auch mit Nahrungs- und Futtermitteln sowie Fahrzeugen. Aus Großbritannien bezieht Berlin vor allem Lederwaren und Bekleidung. Nach der Brexit-Entscheidung waren die Importe zuletzt rückläufig. Quelle: IHK/mkr

Nutznießer der neuen Partnerschaft sollen vor allem Unternehmen aus beiden Metropolen sein, die einen besseren Zugang zu Investoren und lokalen Akteuren bekommen sollen, damit sie vor Ort Personal oder Büroflächen finden können.

»London und Berlin sind zwei der weltweit führenden Zentren für Technologie, Innovation und Kreativität«, sagte Agrawal. Der aus Indien nach London übersiedelte Vizebürgermeister kennt sich im Finanzgeschäft aus. Als er im Jahr 2001 mit lediglich 200 Pfund in London landete, war er erstmals außerhalb Indiens und mit einem Flugzeug unterwegs. Innerhalb kurzer Zeit gründete er sein eigenes Fintech-Unternehmen und wechselte anschließend in die Politik. »London ist offen, es ist in seiner DNA«, betonte Agrawal die Freizügigkeit, die ihm diesen Aufstieg ermöglichte. Das Berlin »divers und multikulturell« sei, das passt dazu, sagte Berlins Wirtschaftssenatorin und Bürgermeisterin Ramona Pop, die selber eine Migrationsgeschichte hat. Sie kam 1988 aus Rumänien nach Deutschland.

Auf welche Probe die neue Städtepartnerschaft bald gestellt werden wird, ist indes schwer zu sagen. »Wie sich der Brexit vollziehen wird, ist die größte Unwägbarkeit«, sagt Pop. Auch der Londoner Vizebürgermeister kann die Zukunft nicht vorhersagen. Agrawal sagt: »In allen Szenarien sieht es für das Vereinigte Königreich schlecht aus«, aber London sei die Region mit der größten Widerstandsfähigkeit. »Ich bin sicher, dass es für London weitergehen wird.«

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