Typen an den Herd

Können Männer den Frauenstreik unterstützen? Durchaus. Profeministen haben viele Ideen

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Ladenlokal der Naturfreundejugend im Berliner Bezirk Neukölln. Es ist kalt draußen, 13 Männer, Mittzwanziger und Mittdreißiger, sitzen in einem Stuhlkreis. Auf einem Tisch daneben stehen Tee und Weintrauben. Die meisten kennen sich nicht, sie sind einer Einladung gefolgt, die sie als Mail erreicht hat. Zwei der Männer, Marius Weizmann und Anton Melzer, haben das lose Treffen organisiert. »Wir haben mitbekommen, dass Frauen sich für den Streik Unterstützung wünschen, da wollen wir nicht warten, bis sie Typen dazu selbst auffordern müssen«, sagt Melzer. Erste Gespräche mit Vertreter*innen vom Frauen*Streik-Bündnis aus Berlin habe es schon gegeben.

Die Männer stellen sich vor; sie sagen, warum sie zu diesem Treffen gekommen sind. »Das Patriarchat ist noch da, ein Streik dagegen ist notwendig«, sagt einer. Ein anderer: »Wir sind Teil der Geschlechterverhältnisse und wollen darin Verantwortung übernehmen.« Sie sagen auch, dass eine breite Unterstützung des Streiks durch Männer möglicherweise eher gelingt, wenn es explizite Angebote für sie gibt, denen sie folgen können.

Über die Art und Weise der Unterstützung ist sich die Runde schnell einig: Plakatieren zum Beispiel. Oder bei den Vorbereitungstreffen und am Streiktag die Kinderbetreuung übernehmen, sich ums Essen kümmern. Im Neuköllner Laden der Naturfreunde soll es am 8. März ein »Streikcafé« zum Krafttanken geben. Auch zur flexiblen Versorgung von möglichen Streikposten und Kundgebungen wollen sich die Männer bereithalten.

Plötzlich steht eine Frage im Raum: Soll es - zusätzlich zu den Unterstützungs- und Betreuungsangeboten - auch so etwas wie »offensive antipatriarchale Aktionen« von Männern geben? »Der Tag wäre für kritische Männer eine Möglichkeit, sich zu positionieren«, meint ein Teilnehmer. Die meisten der Anwesenden widersprechen ihm. »An dem Tag bleibe ich im Hintergrund und halte die Klappe«, sagt ein anderer. Aktionen oder Veranstaltungen zur Kritik am Patriarchat könne man jederzeit anders gestalten. Gerade am 8. März solle man den Frauen* nicht »die Show stehlen«. Einig sind sich die Männer, dass sie sich wieder treffen und weiter beraten wollen, wie sie die Frauen unterstützen können.

Was denkt das Frauen*Streik-Bündnis über das Engagement? »Eine Diskussion zur Beteiligung von Männern im Frauenstreik ist noch nicht abgeschlossen«, heißt es vom Netzwerk gegenüber »nd«. Für den 8. März wird solidarischen Männern empfohlen, die Betreuung von Kindern und Senior*innen zu übernehmen. »Assistenz, Pflege oder einfach nette Gesellschaft« sollten am besten kollektiv an bestimmten Orten angeboten werden. Koch- und Aufräumarbeiten würden ebenso helfen.

Ein weiteres wichtiges Thema sind laut Streikbündnis die unterschiedlichen Löhne zwischen Männern und Frauen*. An Arbeitsplätzen könnten Männer während des Streiks über die Gründe für solche Unterschiede diskutieren.

Grundsätzlich halten die Aktivist*innen fest: »Für unsere Treffen gilt die Regel, dass die Frauen diejenigen sind, die strategisch diskutieren und die politischen Entscheidungen treffen.« Über Männer, die in Eigeninitiative solidarische Aktionen und Projekte planen, freue man sich. »Männer, die auf unseren Versammlungen über die Ausrichtung des Streiks entscheiden wollen oder bei unseren zukünftigen Aktionen Aufmerksamkeit auf sich ziehen, brauchen wir dagegen nicht.«

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