»Populismus ist eine Reaktion auf Verteilungskonflikte«

Der Politikwissenschaftler Philip Manow erklärt, warum sich Protestparteien in einigen Ländern rechts und in anderern links positionieren.

  • Guido Speckmann
  • Lesedauer: ca. 8.0 Min.

Herr Manow, Sie kritisieren in Ihrem Buch, dass die Debatte über Populismus ein Defizit hat: Sie wird zwar mit viel Moral und Leidenschaft geführt, aber ohne über den Kapitalismus zu reden. Warum ist letzteres wichtig?

Weil ich denke, dass der Populismus vor allem eine Reaktion auf Verteilungskonflikte ist. Moral hilft uns nicht zu erklären, warum wir in einigen Ländern eher linkspopulistische, in anderen eher rechtspopulistische Proteste und in einigen Ländern gar nichts dergleichen beobachten. Man will ja wohl nicht ernsthaft mit Völkerpsychologie argumentieren und zum Beispiel behaupten, dass Spanier, die in der Vergangenheit kaum rechtspopulistisch gewählt haben, irgendwie bessere Menschen sind als die Schweden, die zu 17 Prozent in der letzten Wahl die Schwedendemokraten gewählt haben.

Sie wenden sich gegen kulturalistische Deutungen des Populismus, nach denen etwa alte weiße Männer mit dem Wertewandel nicht zurechtkomme...


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