Historischer Kitsch

«La Sylphide» - inhaltsarmes Treiben um Liebe und Tod

  • Maximilian Schäffer
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Kitsch ist Erfahrung aus zweiter Hand, vorgetäuschte Empfindung. [...] Kitsch ist der Inbegriff alles Unechten im Leben unserer Zeit« - so heißt es bei Clement Greenberg in »The Avant-Garde and Kitsch« (1939). Bereits vor 200 Jahren diente die Kunstform Ballett vor allem der Onanie. Zarte Spitzenkleider und stramme Soldatenuniformen bedienten die Fetische nicht nur der Zuschauer. Denn die zarte Fee im kurzen Tüllrock Tutu erfand der Ballettmeister August Bournonville für seine Angebetete und Schülerin Lucile Grahn im Ballett »La Sylphide« - die Hauptrolle tanzte er 1836 in Kopenhagen selbstverständlich selbst.

Die Sylphe ist ein mutmaßlich im 16. Jahrhundert durch Paracelsus erdachtes Fabelwesen, das als feingliedrig, filigran, menschenähnlich und fertil beschrieben wird. Die Musik zur dänischen Version dieser vier Jahre zuvor an der Königlichen Musikakademie zu Paris kreierten Fantasiegeschichte komponierte Hoforganist Herman Severin ...


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