- Kommentare
- Organspenden
Nichtstun kann Leben retten
Uwe Kalbe über den neuen Entwurf für ein Transplantationsgesetz
Große Fragen sind zu berücksichtigen, wenn man die Bürger zur Organspende bewegen will. Es geht um ethische und religiöse Vorbehalte, um den verfassungsrechtlichen Grundkonflikt zwischen persönlicher Freiheit und gesellschaftlichen Normen. Wie bei der Impfpflicht muss am Ende die Entscheidung getroffen werden: Soll die Freiheit des Einzelnen über dem Interesse der Allgemeinheit stehen oder darf sie eingeschränkt und der Gemeinschaft unterworfen werden?
Das macht den Entwurf von Jens Spahn und Verbündeten so bemerkenswert. Weil er einem Systembruch gleichkommt - vielleicht sogar im Denken des Ministers, dessen Ansichten zuweilen eher von Realitätsverlust zeugten. Die Freiheit zu entscheiden über seinen Körper, über das Ob einer Organspende, wird mit dem Gesetzentwurf nicht eingeschränkt. Doch er kehrt die Prämissen um.
Und er baut auf menschliche Bequemlichkeit. Sie ist ein mächtiger Verbündeter. Mit dem eigenen Tod beschäftigen sich die Wenigsten ohne Not, das heißt, so lange dieser ihnen nicht auf die Pelle rückt. Das wird sich auch mit einem neuen Gesetz nicht ändern. Nur führt Nichtstun derzeit dazu, dass die Zahl der Spender dem Bedarf nicht gerecht wird. Nun soll es dazu dienen, die Leiden der Wartenden zu kürzen. Wer dies aus gewichtigen Gründen verweigert, hat ein Motiv zu widersprechen. Und ihm bleibt die Wahl. Von einer Organspende abhängige Menschen haben diese nicht.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.