Sehen lernen mit Verstand
Mit »Bildbuch« will Jean-Luc Godard Misstrauen säen in das, was wir an Bildern konsumieren
Jean-Luc Godard hat mit 88 Jahren einen ebenso altersweisen wie jugendfrechen Film gedreht. Ein Aufbruch des Altmeisters der Nouvelle Vague zu den eigenen Ursprüngen. Aus diesen schöpft er immer wieder neu. Handlung, Fabel, Kontinuität - das gibt es in »Bildbuch« nicht. 90 Minuten haben wir teil an einer schnell geschnittenen Collage aus jenen Bildern, die der Regisseur in sich trägt. Diese Bilder sind wie Ikonen, die er erst zerschneidet, um sie dann umso inniger anzubeten.
Es gibt wohl keinen Regisseur, der in seiner Arbeit so intensiv die Bedingungen des Filmemachens mitreflektiert wie Godard. Bereits in seinem Film »Die Verachtung« (1963) lässt er den uralten Fritz Lang über das für ihn unsinnige Cinemascope-Breitwandformat sinnieren (gut für Riesenschlangen und Marschkolonnen). Ein tief melancholischer Film über die Zerstörung der Filmkunst als an der Kinokasse gehandeltes Produkt. Und gleichzeitig drehte Godard den Film in der av...
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