Eine verspätete Bestattung
Kulturminister, Verleger, Botschafter, Ehemann, Vater. Im Kino: Der Dokumentarfilm »Der Funktionär«
Er tat sein Leben lang, was ihm die Partei sagte. Ein Bekenntnis, gesprochen, ohne dem Fluch darin Raum zu geben. Klaus Gysi war der Inbegriff eines SED-Funktionärs. Aber natürlich war er noch anderes: Ein Diplomat mit großbürgerlicher Grandezza, den sich die (pseudo-)proletarische DDR gern als Aushängeschild leistete, aber auch Vater und Ehemann. In letzterer Rolle jedoch eine subversive Fehlbesetzung: sieben Kinder mit drei Frauen, unzählige Geliebte - und das in Zeiten von Lotte Ulbrichts »zehn Geboten der sozialistischen Moral«. Es gab eben auch die andere DDR, jenseits des heutigen Opfer-Täter-Schemas, und die bestand aus sehr unterschiedlichen Milieus.
Aber Andreas Goldstein buchstabiert in seinem Dokumentarfilm »Der Funktionär« keineswegs die politische Biografie von Klaus Gysi (1912 - 1999) durch, obwohl das ein überaus interessantes Unterfangen sein könnte. Was er in seinem Film über die für die DDR so wichtigen 60er Jahre sag...
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