An den Rändern
Der Film »The Woman Who Left« zeigt eine zerfallene Gesellschaft.
Ein Großteil der Gespräche nach dem Kinobesuch dreht sich, warum auch immer, um den Plot oder um Figurenpsychologie. Wenn der Zuschauer kritisch auf die Welt blickt, geht es auch gerne um die Frage, was die Bilder »eigentlich« erzählen - dabei davon ausgehend, dass sie unfreiwillig mehr zeigen, als ihre Macher ahnen, und dass der ideologiekritisch Versierte in der Lage ist, das Verborgene zu erkennen und freizulegen. Selten aber geht es um die Atmosphäre des Films, darum, wie das Schauen der Bilder sich anfühlt und wie sie gebaut sind.
Konzentriert man sich beim Schauen der Filme des philippinischen Regisseurs Lav Diaz auf den Plot und auf etwaige Subtexte, nickt man schon mal weg. Sein Film »The Woman Who Left« dauert knappe vier Stunden, die Grundzüge der Geschichte sind innerhalb von vierzig Sekunden erzählt: Horacia (Charo Santos-Concio), eine unschuldig verurteilte Frau, wird nach 30 Jahren entlassen und sinnt auf Rache an ih...
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