Feuer verwüstet Pariser Wahrzeichen

Weltberühmte Kathedrale Notre-Dame durch Brand stark beschädigt / Präsident Emmanuel Macron verspricht einen Wiederaufbau

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Paris. Nach dem verheerenden Brand in der weltberühmten Pariser Kathedrale Notre-Dame wird das Ausmaß der Zerstörung klar. Ein Feuerwehrsprecher sprach in der Nacht auf Dienstag von »dramatischen« Schäden: Die Flammen zerstörten demnach weite Teile des Daches und brachten einen Kirchturm zum Einsturz. Die Struktur der gotischen Kathedrale und die Fassade mit den beiden Haupttürmen konnte aber gerettet werden. Präsident Emmanuel Macron versprach einen Wiederaufbau des Gotteshauses im Herzen der französischen Hauptstadt.

400 Feuerwehrleute kämpften stundenlang gegen die Flammen an. In der Nacht sagte Feuerwehrsprecher Gabriel Plus, das Feuer sei »vollkommen unter Kontrolle« und »teilweise gelöscht«. Es gebe aber noch einige Brandherde, die gelöscht werden müssten. Bei dem Großeinsatz wurde ein Feuerwehrmann schwer verletzt.

Forderung nach internationaler Geberkonferenz

Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, warb auf dem Kurznachrichtendienst Twitter dafür, eine internationale Geberkonferenz für den angestrebten Wiederaufbau einzuberufen. Sie wolle die Spenderkonferenz im Rathaus von Paris veranstalten, um die notwendigen Mittel für den Wiederaufbau der Kathedrale zusammenzubekommen. Die Region Île-de-France will zehn Millionen Euro bereitstellen.

Erste Großspender haben bereits ihre Bereitschaft an der Mitfinanzierung bekräftigt. Die Familie des französischen Unternehmers und Milliardärs Bernard Arnault kündigte über Arnaults Luxuslabel LVMH an, sich mit 200 Millionen Euro an der Rekonstruktion beteiligen zu wollen. Zudem will die Gruppe, zu der unter anderem die Marken Moët Hennessy und Louis Vuitton zählen, ihre Teams bei Kreativität, Architektur oder Finanzen zur Verfügung stellen.

Zuvor hatte bereits die französische Milliardärsfamilie Pinault 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau versprochen. François-Henri Pinault ist Chef des Luxuskonzerns Kering, zu dem Modemarken wie Gucci, Brioni und Saint Laurent gehören. Die superreichen Franzosen Arnault und Pinault sind als Kunstliebhaber, Mäzene und Konkurrenten bekannt.

»Das Schlimmste konnte verhindert werden«

Das Feuer war am Montagabend auf dem Dachboden der Kathedrale ausgebrochen und hatte sich rasend schnell ausgebreitet. Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung wegen unbeabsichtigter Zerstörung durch Feuer ein - das heißt: von Brandstiftung ist bislang nicht die Rede. Nach ergänzenden Medienberichten könnte der Brand mit Bauarbeiten auf dem Dach der Kirche zusammenhängen. Die Staatsanwaltschaft nahm zu solchen Berichten zunächst keine Stellung. Die Ermittler begannen in der Nacht, die Arbeiter der Baustelle zu befragen, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete. Auf dem Dach hatten die Bauarbeiter ein Gerüst angebracht.

Zwischenzeitlich hatte die Feuerwehr befürchtet, die gesamte Kirche könnte einstürzen, wie Sprecher Plus sagte. Die Struktur konnte aber gerettet werden. Neben den massiven Zerstörungen am Dach gab es auch im Inneren der Kathedrale Schäden. Hunderte Jahre alte Kirchenfenster gingen zu Bruch. Wertvolle Reliquien konnten dagegen gerettet werden.

»Das Schlimmste konnte verhindert werden«, sagte Staatschef Macron. Er kündigte eine nationale Spendensammlung an, um den Wiederaufbau zu finanzieren. Die französische Kulturerbe-Stiftung Fondation du Patrimoine schaltete auf ihrer Internetseite bereits eine Spendenaktion frei: »Damit Notre-Dame aus der Asche wiedergeboren werden kann, starten wir einen internationalen Aufruf«, schrieb die Stiftung.

Auch die UN-Kulturorganisation Unesco stellte Unterstützung in Aussicht. »Es werden jahrelange Bauarbeiten nötig sein«, erklärte der Präsident der französischen Bischofskonferenz, Eric de Moulins-Beaufort.

Menschen in aller Welt reagierten schockiert auf den Großbrand in dem historischen Monument. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ließ über Regierungssprecher Steffen Seibert erklären, es tue »weh, diese schrecklichen Bilder« zu sehen.

US-Präsident Donald Trump schrieb auf Twitter, es sei »schrecklich«, dem »massiven Brand« zuzusehen - und sorgte zugleich mit dem Vorschlag für Kopfschütteln, Löschflugzeuge einzusetzen. Der französische Zivilschutz stellte klar, dass die Wucht der Wassermassen das gesamte Kirchengebäude zum Einsturz bringen könnte.

Der Vatikan erklärte, Notre-Dame sei »ein Symbol der Christenheit in Frankreich und der ganzen Welt«. Die Tragödie ereignete sich nur wenige Tage vor Ostern, dem wichtigsten Fest im Christentum.

Notre-Dame gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten der französischen Hauptstadt. Jedes Jahr besuchen zwischen zwölf und 14 Millionen Menschen die Kathedrale. Der Grundstein des katholischen Gotteshauses wurde im Jahr 1163 gelegt. Berühmt wurde die Kathedrale auch durch den Roman »Der Glöckner von Notre-Dame« des Schriftstellers Victor Hugo von 1831. Agenturen/nd

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