Mit Pfeil und Bogen auf Friedhöfen und in Parks

In Brandenburg soll im Sommer ein Pilotprojekt zur Bogenjagd starten. Der Tierschutzbeauftragte erhebt Einspruch

  • Lesedauer: 3 Min.

Potsdam. Die Jagd mit Pfeil und Bogen auf Tiere in Brandenburg lehnt der Tierschutzbeauftragte des Landes, Stefan Heidrich, ab. »Die Todeswirkung ist um ein Vielfaches geringer als bei der zugelassenen Jagd- beziehungsweise Tötungsmethode mit Geschossen«, sagte er.

Die Gemeinde Stahnsdorf (Potsdam-Mittelmark) leidet seit Jahren unter einer Wildschweinplage. Etwa 70 Tiere ziehen pro Jahr durch den Ort. Sie verwüsten Gärten und verursachen auch Verkehrsunfälle. Unter Einsatz von Jagdgewehren - im Ortsgebiet ein höchst riskante Angelegenheit - konnte bislang die Zahl der Schwarzkittel nicht ausreichend dezimiert werden. Um eine weitere, zudem weniger gefährliche Möglichkeit zu haben, hatten Gemeinde und Jagdpächter eine Ausnahmegenehmigung für das seit 1976 in Deutschland geltende Verbot der Bogenjagd beantragt. Sie ist gegenwärtig in 17 europäischen Ländern gestattet.

Aus Sicht von Heidrich haben die bei der Bogenjagd verschossenen Pfeile keine unmittelbare Tötungswirkung. »Tiere können auch nach einem guten Schuss noch viele Meter flüchten, teils auch weite Strecken«, sagte er. Auf dieser Flucht träten Schmerzen und Leiden auf. »Diese sind unnötig, da es geeignetere Methoden mit besserer Tötewirkung gibt«, so der Tierschutzexperte.

Im Land Brandenburg soll die Jagd mit Pfeil und Bogen auf Wildschweine voraussichtlich in diesem Sommer beginnen. Bis dahin liegen aus Sicht des zuständigen Umweltministeriums Genehmigungen für das Modellprojekt vor, das wissenschaftlich begleitet werden soll.

Der Tierschutzbeauftragte des Landes sei nicht zwingend an dem Projekt zu beteiligen, sagte Stefan Heidrich. Eine Beteiligung ergebe aber auf jeden Fall Sinn. »Denn der Tierschutzbeauftragte soll die Landesregierung in Tierschutzfragen beraten«, gab der Landesbeauftragte zu bedenken.

Um die Schwarzkittel aus dem Ort zu vertreiben, sollten aus seiner Sicht alle präventiven Maßnahmen noch konsequenter umgesetzt werden. »Den Wildschweinen ist die Nahrungsgrundlage in den betroffenen Bereichen zu entziehen«, betonte Heidrich. Sie dürften nicht weiter angelockt werden. Das Anfüttern sei zu unterbinden. Müll dürfe ausschließlich in wildsicheren Behältern gelagert werden. »Womöglich müssen die Tiere nach Jahren der Gewöhnung auch erst einmal das Interesse verlieren«, so der Experte. Alle Präventionsmaßnahmen müssten auch durch die Behörden kontrolliert werden.

Sollte das Projekt zur Bogenjagd im Sommer starten, wird nach Angaben des Ministeriums die Untere Jagdbehörde in Stahnsdorf im Einzelfall prüfen, ob Jäger eine Jagdgenehmigung und die erforderliche Befähigung für die Jagd mit Pfeil und Bogen haben. Entschieden wird auch, in welchem Zeitraum und wo das Projekt läuft. Der Bogenjäger muss beispielsweise in der Lage sein, fünf von sechs Zielscheiben von der Größe eines Bierdeckels auf 25 Meter Entfernung zu treffen. dpa/nd

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