Die Ästhetik der Unvollkommenheit

Dass ein Bauwerk Schaden nahm, ist traurig. Aber: Ein Gebäude besteht auch aus seinen Macken. Von Bahareh Ebrahimi

  • Bahareh Ebrahimi
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Die Kathedrale Notre-Dame de Paris sollte Vollkommenheit symbolisieren. Danach jedenfalls strebte die gotische Architektur. Dieser Kunst- und vor allem Baustil entstand Anfang des 12. Jahrhunderts in Nordfrankreich und währte bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. Gotik war also die letzte künstlerische und architektonische Epoche des Mittelalters. Vorher herrschte die Romanik in Europa: Drastische Motive, Grotesken, dicke festungsartige Mauern und kleine Fensteröffnungen waren einige wesentliche Merkmale des romanischen Stils. Alles ein Sinnbild der Mentalität dieser Ära. Während die religiöse Lehre in der Romanik durch Starrheit, Strenge und furchteinflößende Gestalten vermittelt werden sollte, wurde in der Gotik das Göttliche durch Pracht, Schönheit und Harmonie dargestellt: Das Licht bekam in der gotischen Kirchenarchitektur eine neue Bedeutung. Die Mauerflächen wurden aufgelöst und durch Glasfenster ersetzt. Die Rosenfenster oder Rose...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.